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die Akten von Berlin herüber kommen lassen und sie prüfen.
Sie erhalten dann sofort weiteren Bescheid.
Sie trauen sich — wie Sie mir sagen — ein Urteil über
die Absperrung der Zollgrenze bei Kuxhaven zu. Die Maß-=
regel ist meines Erachtens ausführbar. Was in England
geht, muß doch auch bei uns gehen. Kommt man vor der
Themse an, so klettern bei Gravesend die Zollbeamten, lauter
junge frische Kerle, wie die Gemsen an Bord, besichtigen
auf der Fahrt nach London das Gepäck (die Waren gehen
in die Docks), und kommt man an die Stadt, so ist alles
besorgt, man kann unbelästigt seines Weges ziehen und
niemand hat hiergegen etwas einzuwenden. Man glaubt in
Hamburg immer, wir wollten Hamburg durch den Zoll-
anschluß ein Leids antun. Das fällt uns aber gar nicht
ein. Wir haben gar kein Interesse daran, die erste Handels-
stadt Deutschlands zu schädigen. Passen unsere Zollgesetze
für den hanseatischen Handel nicht mehr, so müssen sie eben
geändert werden. Das ist doch nicht so schwer. Gesetze werden
doch nicht für die Ewigkeit gemacht. Dann aber haben wir
auch den Verhältnissen Altonas Rechnung zu tragen, dort
gehen die Geschäfte immer mehr zurück seit 1867, das beweist
ein einziger Blick in die Statistik, das dürfen wir ferner nicht
mehr ruhig mit ansehen; Deutschland muß ein Zoll= und Han-
delsgebiet werden, wie es schon der alte Bremer Duckwitz
1848 im Frankfurter Parlament wollte.“)
*) Am 2. Dezember 1880 erhielt M. sein Patent als Haupt-
und Voll-Lootse. In der Zeit von nur zehn Tagen war also wom
Friedrichsruh aus über Berlin, Schleswig, das Landratsamt in
Pinneberg. die Kirchspielvogtei in Blankenese und den Orts-
vorsteher zu Oevelgönne das bewirkt, was seit über 2½ Jahren
von der Regierung in Schleswig nicht erreicht werden konnte.