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welche diese sozialpolitische Kundgebung veranlaßt hatten, und
entwickelte bei dieser Gelegenheit dem Thronerben weitläufig
das Regierungssystem, das ihm als das für die nächste Zeit
gebotene erschien. „Der Ultramontanismus ist für die Krone
und den Staat weniger gefährlich, als die in der Fortschritts—
partei verkörperte Demokratie. Gerade in monarchischem In—
teresse ist die von jener Partei angestrebte Trennung des
Staates und der Schule von der Kirche überaus bedenklich und
deshalb zu vernichten. Das nächste Ziel der Demokratie ist die
Vernichtung aller tatsächlichen königlichen Gewalt, die De—
gradierung der Hohenzollern, die Einführung der Parlaments-—
herrschaft. Alle verfassungsmäßigen Mittel sind nicht allein
erlaubt, sondern vielmehr geboten gegen solche umstürzlerische
Absichten.“
Berlin, 2. Dezember 1881.
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend die fehlerhafte
Ausführung von Bismarcks Weisung an denselben in Sachen
der Unruh'schen Erinnerungen, Durchgehung der Busch'schen
Mißverständnisse, die Varziner Verhandlungen wegen Ben-
nigsens Eintritt in das Ministerium, die Ablehnung der für
den Volkswirtschaftsrat verlangten 80.000 Mark, Windt-
horst, die Unzuverlässigkeit Bennigsens und der national-
liberalen Partei, die Zufälligkeiten der Majoritätsbil-
dungen im Reichstag, die Eoventualität eines Zerschellens
der Verfassung und eines Verschwindens des Reichstages,
Charakterisierung des früheren Unterstaatssekretärs Thile, des-
sen Schuld an den Verleumdungen Diest-Dabers, Hänels Ab-
sicht schleswig-holsteinischer Justizminister zu werden, Bismarcks
Gefühl nach den letzten widerlichen Reichstagsdebatten.“)
*) Moritz Busch Tagebuchblätter, Bd. III, S. 69 bis 75.