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Berlin, 2. Dezember 1881.
Unterredung mit dem Minister v. Mittnacht, be-
treffend die Ablehnung des deutschen Vollswirt-
schaftsrates.“
Bismarck: „Erblicken Sie nicht auch in dem Verhalten
des Zentrums, das in seiner Mehrheit gegen die für den deut—
schen Volkswirtschaftsrat verlangte Forderung gestimmt hat,
einen Akt der Feindseligkeit?“
Mittnacht: „Mag sein — so viel steht aber für mich fest,
daß die verbündeten Regierungen auf das Zentrum sich nie-
mals dauernd werden stützen können. Kommt das, was man
jetzt die kirchliche Frage nennt, zur Ruhe, so werden ver-
mutlich neue Forderungen erhoben werden, und sind auch
diese erfüllbar und das Zentrum gänzlich befriedigt, so wird
es wahrscheinlich in Konservative und Demokraten ausein-
anderfallen.“
Berlin, 7. oder 8. Dezember 1881.
Unterredung mit dem österreichischen Minister des
Außeren Grafen Kalnoky, betreffend die rumä-
nische Frage.““
Bei Besprechung der an den Grafen Hoyos ergangenen
Weisung zum Abbruch des persönlichen Verkehrs mit der
rumänischen Regierung bemerkte Bismarck: „Ich finde die
ergangene Instruktion nicht nur vollkommen gerechtfertigt,
sondern würde es geradezu unbegreiflich gefunden haben, wenn
Oesterreich-Ungarn eine derartige Provokation ruhig hinge-
nommen hätte.“
*) v. Mittnacht „Erinnerungen an Bismarck“, Neue Folge,
S. 30.
"**) „Vossische Zeitung“ Nr. 588 vom 16. Dezember 1881.