Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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die der Persönlichkeit des neuen Herrschers homogener er— 
scheinen. Aber einen Wechsel des Systems bedeutet das keines- 
wegs in dem Sinne, wie es gemeiniglich aufgefaßt wird, 
da Seine Kaiserliche Hoheit sich längst dahin ausgesprochen 
hat, mir nur solche Kollegen beizugeben, mit denen ich die 
Geschäfte weiterzuführen imstande sein würde.“ 
Cremer: „Damit fällt das ganze Gerede und die Hoffnung 
des Liberalismus in sich zusammen.“ 
Bismarck: „Wenn ich jünger wäre, und noch die Ar- 
beitskraft wie vor fünfzehn Jahren hätte, bann wäre es 
wohl möglich, daß mir das Ansinnen gestellt werden würde, 
mich mit einem Kranze liberaler Kollegen zu umgeben —“ 
Cremer: „Doch nur, Durchlaucht, um den Beweis zu 
liefern, wie schnell Sie mit der Gesellschaft aufräumen 
würden!“ 
Bismarck: „Das auch! Aber zu solchen Experimenten 
fehlt mir die Kraft und die Lust. Ein neues Ministerium 
würde demnach nur mit meiner Zustimmung gebildet werden. 
Was soll übrigens ein anderes Ministerium?! Nach den 
großartigen Erfolgen, die Gott unserm regierenden Herren 
verliehen, hätte er das vollste Recht darauf gehabt, sein 
Alter in Ruhe und Frieden zu verbringen. Wer zwang ihn 
dazu, die ganze Last der Sozialreform, die Aenderungen 
des wirtschaftlichen Systems, Staatsbahnen, Neuorganisation 
der Verwaltung usw. noch auf seine Schultur zu nehmen. 
Das hätten wir unseren Nachfolgern überlassen können, ohne 
den Vorwurf der Geschichte befürchten zu müssen, wir hätten 
nicht genug getan. Wenn nun trotzdem angesichts eines Er- 
eignisses, das seit Jahren jeden Tag eintreten konnte — 
denn auf eine so geradezu wunderbar zu nennende Ver- 
längerung des Lebens Seiner Majestät unseres jetzigen Herrn 
konnte doch niemand die Rechnung machen — derart kolossale 
Unternehmungen angebahnt wurden, deren Fortsetzung nach 
einer ganz bestimmten Richtung hin unabweisbar geboten ist, 
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