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Der General: „Gewiß mein Fürst, Sie haben ganz
recht, auch ich finde die junge Dame sehr reizend, etwas lebhaft,
etwas impulsiv, aber, wie gesagt, reizend, gewiß, gewiß. Es
ist ja auch sicher nichts gegen sie zu sagen, nur — immer—
hin '—..
Bismarck: „Was, Sie kennen dies holde Kind, erzählen
Sie, was wissen Sie, ich hoffe doch, ich habe mich nicht in
ihr getäuscht.“
Der General: „Nein, nein Durchlaucht, das junge Mäd-
chen ist in jeder Beziehung tadellos, da ist gar nichts dagegen
zu sagen, ich habe persönlich auch nichts gegen sie, nur als
Schwiegertochter möchte ich sie nicht haben, und mein Sohn will
sie durchaus dazu machen. Merkwürdiger Zufall dies Zu-
sammentreffen heute, ich wußte gar nicht, daß sie hier ist! Es
ist mir fatal, recht fatal. Durchlaucht verstehen mich?“
Bismarck: „Aber absolut nicht, weshalb wollen Sie nicht
einwilligen?“
Der General: „Ja. Alles ganz gut und schön, mein Junge
lernte das Fräulein bei einer Tante in Thüringen kennen.
kannte keine Grenzen. Zwischen den Studenten stand ein junges
Mädchen, das sich ohne ihre Mutter ganz in der Nähe des
Fürsten durchgedrängt hatte. Hohe Erregung färbte ihr Ge-
sichtchen und als der Kanzler an ihr vorüberging und all die
Studente#nmützen von den Köpfen flogen, da vergaß sie alles
andere und riß, hingenommen von der Größe des Moments,
auch ihr Hütchen vom Kopf und schwenkte es mit dem Rufe
.„Bismarck hloch!“ in die Luft. Einen Augenblick stutzte der
Fürst, als er die Mädchengestalt, deren Flechten im Sonnenschein
wie Gold flimmerten, so zwischen all den jungen Männern er-
blickte, dann flog ein Lächeln über die Züge des eisernen Kanzlers,
er blieb stehen und schaute tief in die in selbstvergessener Be-
wunderung zu ihm aufgeschlagenen Augen, während ihm das
Mädchen wortlos ein paar Rosen reichte. Ein wenig neigte
sich Bismarck: „Ich danke Ihnen, mein Kind,“ sagte er freund-
lich und nahm die Blumen, dann ging er weiter, von nicht
endendem Jubel gefolgt.