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Gastein, 6. September 1883.
Unterredung mit dem Botschafter Fürsten Hohen-
lohe, betreffend die Aufhetzung Frankreichs gegen
Deutschland.“
Bismarck äußerte seine Entrüstung über die „Times“=
Artikel, die Frankreich auf Deutschland hetzten; die deutsche
Presse müsse dagegen reagieren. „Wir wollen von Frankreich
nichts. Ein Krieg könnte uns nichts bringen. Geld wohl, aber
deswegen führt man keinen Krieg. Franzosen haben wir
schon zu viel.
Die Russen machen immer die schönsten Worte, aber sie
rüsten fort, und stehen kriegsbereit an der Grenze. Was
helfen mir schöne Redensarten, wenn mir dabei die gespannte
Pistole auf die Brust gesetzt wird. Das kann nicht so fortgehen.
Nun sagen sie wohl, das gelte nur Oesterreich, aber wir können
Oesterreich nicht zugrunde richten oder schwächen lassen. Stün-
den wir dabei, ohne zu helfen, so würde die Folge sein, daß
nach dem Kriege eine Tripelallianz Rußland-Oesterreich-Frank-
reich gegen uns fertig wäre. Wer in Europa nicht ruhig
sein kann, bedroht den Frieden, ist Friedensstörer.““")
gungen fast erdrückt hätten. Die Behörde sah sich veranlaßt, die
Vorsichtsmaßregeln zu verschärfen. Wer beschreibt daher den
Schrecken. als man eines Tages den geheimen Kordon durch-
brochen und eine Engländerin auf Bismarck zueilen sah. Schon
wollte man sie zurückhalten, ergreifen, da trat Bismarck auf die
Unbekannte zu und fragte: „Wünschen Sie etwas?“ „Ja,“
erwiderte die Dame keineswegs eingeschüchtert, „Sie sehen !“ „Nun,
jetzt haben Sie mich gesehen. Wünschen Sie noch etwas?“
„Ja, eine Hand.“ Lächelnd willfahrte Bismarck diesem Wunsche,
und die junge Miß schüttelte dem großen Manne herzhaft die
Hand. getreu der englischen Sitte. „Hamb. Korresp. Nr. 364
vom 6. August 1898.
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst
Bd. II. S. 341.
*#) Vergleiche zu dieser Stelle den berichtigenden Artikel