Contents: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer Bearbeitung. Fünfter Band. (5)

Kirchenrecht. 35 
zum Ausdruck, daß er bei der Messe allein überall und immer das Pallium trägt!½; hinsichtlich, 
der Regierungsgewalt deutet darauf die Tiara, eine Mitra, seit 1059 mit einer Krone (regnum), 
seit Bonifaz VIII. mit zwei, seit Benedilt XII. mit drei (triregnum). Die seit Sergius IV. 
(1009) eingebürgerte Sitte des Namenswechsels soll nicht nur das Vorbild des Petrus nach- 
ahmen, sonderm emanzipiert auch den Papst sormell von seiner vorpontifikalen Vergangenheit 
(532 Merkurius: Johann II., 955 Oktavian, Enkel der Marozia: Johann XII.). Gewählt wird 
der Papst fortan ohne laikale Mitwirkung von einem kirchlichen Kollegium, den römischen 
Kardinälen, wozu aber, nachweisbar seit 1012, auch auswärtige Erzbischöse und Bischöse er- 
nannt werden, und in einem Wahlverfahren, das gegenüber dem hergebrachten, auch in Rom 
ehedem angewandten der Bischofswahl nunmehr seine eigenen Wege geht (Zweidrittelsmehrheit 
seit Alexander III. auf dem Laterankonzil 1179, Konklave — § 68 — seit Gregor X. aus dem 
Konzil von Lyon 1274); und er nimmt nunmehr eine Stellung ein, die in und außerhalb der 
Kirche ihresgleichen nicht hat. Zwar für die Weihegewalt ist er materiell nicht mit höherer Be- 
fähigung bedacht als jeder Bischof, unterscheidet sich aber doch von diesem durch die Universalität 
der Ausübungsbefugnis, indem er überall und zu jeder Zeit alle Weihen erteilen kann. Dies 
bringt eben seine Jurisdiktion mit sich, und für sie tritt denn auch seine überragende Stellung 
in jeder Richtung zutage. 
Jaffé, Regesta (5 22), Kehr, Regesta (J22); PFotthast, Regesta pontificum 
(1198—1304), 2 Dde., 1874—1875; Rodenberg, Epistolae saec. XIII/ e regestis pontificum 
Romanorum selectae, M. G. er 3 Bde., 1883—1894. Bgl. auch die Quellenangaben bei Wer- 
minghoff, B6. f 42 Döllin ger, Das Papsttum, 1892, Papstfabeln des Mittel- 
alters, 1890; 5 arnack, #ens die Herkunft der 48 (47) ersten Päpste, Verliner Ak. S. B., 1904; 
F. Fournier, La pa autö devant F’histoire, 2 vol., 1899, 1900; Wascher-Becchi, 
Der Ursprung der päpstlichen Tiara und der bischöflichen Mitra, R. O. XNIII, 1899; Müntz, La 
tiare pontificale du 8e au 16e siscle, Mém. de ’institut nat. de France &c. des inscr. et beiles- 
lettres), XXXVI, 1898; Knöpfler, Die Erohns der Päpste, Compte rendu du 
40 congres secient. des cath., 5% sect., 1898; Buschbell, Die prokessiones fidei der Päpste, 
Münst. phil. Diss. (auch *— O. X), 1896; Lulv s, Die Entstehung der angeblichen professio 
tidei Bonifaz' VIII., M. d. J. f. ö. G. XXXI, 1910; Hinschius, Kr. 1 5J 28; Werming- 
off, VG. 1 18, 43: Zoepf el, Die bawstwpahlen (I1. d.Jurhuber 1871; Grauert, 
apstwahlstudien, H. Ib. XX, 1899, und dazu Michael, Z. XIII, 1899; Gill. 
mann, Die simonisti che Papstwahl nach Huguccio, A. f. k. Kr. IEEE, 1909, Die Designation 
des Nachfolgers durch den Papst nach dem Urteil der Dekretglossatoren bes 12. Jahrhunderts, 
A. f. k. Kr. XC, 1910; Sägmüller, Ein angebliches Kapstwahldekret Innozenz' II. 1139, 
Th. D. LXXXIV, 1902; Chroust, Das Wahldekret Anaklets II., M. d. J. f. ö. G. XXVIII, 
1907; Hampe, Ein ungedruckter Bericht über das Konklave von 1241, Hei elberger Ak. S. B., 
miit 3 Kt 1913; St ernfeld, Das Konklave von 1280 und die Wahl Martins IV. 1281), 
d. J. f. 5 G. XxXXi, 1910; Afal, Die Wahl Johanns XXII., Abh. z. mittl. u. neuer. Gesch- 
* v. Below, Linte Meinecke, XI, 1610; Bliemetzrieder, Gutachten. 1ber Urbans V. 
ahl, Bened. St. M. XXX 1000 Traktat des Kardinals Elziarius de Sabrano über Urbans VI. 
l ebenda XXX, 1909; u Verteidigung der Wahl Urbans VI., Mitt. d. Ver. f. Gesch. 
d. Deutschen in Böhmen K##. 1909; Lulvss, Die 3 des Lardinalats bis 
ur Aufstellung der *2 päpstlichen Wahlkapitulation, O. u. XIII, 1910, Päpstliche Wahl- 
lapitulalionen! O. u XII, 1909; Baumgarten, Von i päpstlichen Kaplänen um die 
Mitte des 13. Jahrhunderts, A. f. #. Kr. XCI, 1911, Beiträge zur Erforschung der Eidesformel 
des Vicarius Urbis, A. f. k. Kr. XCI, 1911. 
1. Das päpstliche Gesetzgebungsrecht. Der Papyst schafft das gemeine 
Rechts. Denn die Synoden, auf denen seit Leo IX. 1049 die Päpste gewöhnlich zu Osterm oder 
im Beginn der Fastenzeit eine größere Anzahl auch nichtitalienischer Bischöse in Rom, oder 
wo sich die Kurie gerade aufhielt, zu versammeln pflegten (Papalsynoden), waren von ihnen 
nicht nur präsidiert, sondern auch völlig abhängig und dienten lediglich der Stärkung und all- 
gemeinen Durchsetzung des päpftlichen Gesetzgebungsrechtes. Ihre letzte, die nach dem Wormser 
Konkordatsabschluß versammelte glänzende erste Lateransynode von 1123, hat nachmals das Ansehen 
1 Innozenz III.: quoniam assumptus est in plenitudinem ecclesiasticae potestatis; siehe 
oben S. 295 A. 2. 
* Mit dem Zitat: Romanus pontifex iura omnia in scrinio pectoris sui censetur habere 
wollte Bonifaz VIII. nur sagen, vom Papste werde vorausgesetzt, daß er bei der Gesetgebung 
mit voller Kenptris des Wdn Kirchenrechtes vorgehe; Gillmann, Romanus pontiferx. 
habere, A CII, 1912
	        
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