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Bismarck: „Einer meiner früheren Aerzte hat an der
Hand verschiedener Beispiele aus der Geschichte und aus seiner
eigenen ärztlichen Tätigkeit einmal vor mir den Gedanken
entwickelt: ein Rücktritt in das Privatleben würde mir ge-
sundheitlich nicht nützen; vielmehr sei die Gefahr vorhanden,
daß ich der gewohnten, anregenden, freilich auch aufreibenden
und alle Kräfte anspannenden Tätigkeit entzogen, zusammen-
brechen würde, wie viele andere vor mir.“
Schweninger mußte dies bestätigen, er konnte aber zur
Erwägung geben, daß die Voraussetzung für den erwähnten
Satz naturgemäß da in Fortfall kommen müsse, wo der
Versuch gemacht werde, Staatsmänner, Politiker, Beamte,
Offiziere, die der gewohnten Tätigkeit plötzlich zu entsagen
hätten, auch im Ruhezustande in Verhältnisse zu bringen,
die in körperlicher und geistiger Beziehung eine sachgemäße.
Anspannung unterhielten und geeignet seien, den Ausfall
an Reiz, Anregung und Arbeit durch entsprechende neue Tätig-
keit zu ersetzen.
Friedrichsruh, 11. bis 13. Dezember 1883.
Unterredung mit dem französischen Botschafter in
Berlin Baron de Courcel, betreffend den chine-
sisch-französischen Konflikt.“
Frankreich lag daran, eventuell auf eine deutsche Ver-
mittelung in dem chinesisch-französischen Konflikte rechnen zu
können, und Baron de Conrcel war von seiner Regierung
beauftragt, den Kanzler in der Sache zu sondieren.
Bismarck stellte dem französischen Diplomaten die Un-
möglichkeit dar, in dieser Beziehung Deutschland zu enga-
gieren, er werde aber gegebenenfalls nicht abgeneigt sein,
England zu einer Mediation zu veranlassen.
*) Moritz Busch. „Unser Reichskanzler“, Bd. I, S. 125.
„Vossische Zeitung“ Nr. 606 vom 68. Dezember 1883.