– 407 —
Berlin, 15. Juni 1884.
Unterredung mit dem Vorsitzenden der Allesten
der Berliner Kaufmannschaft, Geh. Kommerzien-
rat Franz v. Mendelsohn, betreffend das Börsen-
steuergesetz."
Die Initiative zur Unterredung war von Bismarck aus-
gegangen, der sich über das Börsensteuergesetz von einer in
dem Geschäfte lebenden Persönlichkeit Rats holen wollte.
Bismarck: „Die Börse hat alle Mittel der Agitation in
Bewegung gesetzt, um die öffentliche Meinung, ähnlich wie
früher beim Tabaksmonopol, gegen den von Preußen aus-
gehenden Gesetzentwurf, betr. die Abänderung des Reichs-
stempelgesetzes vom 1. Juli 1881 einzunehmen, und zwar
mit dem Erfolge, daß auch die Freunde desselben eingeschüchtert
worden sind. Durch den in Szene gesetzten Zeitungslärm
ist ein wirksames Agitationsmittel geschaffen worden.
Mendelsohn wies auf die wirtschaftlichen Nachteile hin,
die im Falle der unveränderten Annahme des Entwurfes
die Börse treffen würden, worauf Bismarck bemerkte, es
sollen alle Schritte, die eine Benachteiligung des Handels
herbeizuführen geeignet seien, möglichst vermieden werden.
„Ich kann Ihnen aber doch meine Verwunderung darüber
nicht vorenthalten, wie unfreundlich sich die Aeltesten der
Berliner Kaufmamschaft dazu gestellt haben. Diese Körper-
schreibt: Es wird als verbürgt erzählt, daß Bismarck geäußert
hat, die Verschmelzung der Fortschrittspartei und der Sezessionisten
werde den Nationalliberalen zugute kommen.
*) Ckf. die „Vossische Zeitung“ Nr. 281 und 283 vom
19. und 20. Juni 1884.