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Berlin, 31. Oktober 1884.
Unterredung mit zwei Mitgliedern des braun-
schweigischen Regentschaftsrates.
Bismarck gab dem Grafen Görtz-Wrisberg und dem
Oberkammerherrn v. Veltheim die Versicherung, daß Braun-
schweig als Herzogtum und als selbständiges Glied des Deut-
schen Reiches erhalten bleiben solle. Befragt nach dem Namen
des künftigen Herzogs gab Biemarck zu verstehen, daß er
ihn selbst noch nicht kenne.
Berlin, 19. Dezember 1884.
Unterredung mit dem Abgeordneten Professor
Margqauardsen, betreffend Parlamentarisches.“
Bismarck: „Ich möchte wissen, was Sie von einer Reichs-
tagsauflösung denken — angesichts des jüngsten Beschlusses
des Reichstags.“)
Maraquardsen entwickelte die Gründe, welche gegen diese
Maßregel sprächen, worauf sich Bismarck beruhigt zeigte.
Bismarck: „Ich bedaure, daß Ihre Fraktionsgenossen
Bennigsen und Miagquel eine Wiederwahl in den Reichstag ab-
gelehnt haben. Bei Bennigsen war wohl das Motiv, daß
er sich nicht kompromittieren, und lieber anderen Zeiten ent-
gegensehen will.“
Marquardsen: „Ich glaube wohl Bennigsens Vertrauen
zu besitzen, und will Eurer Durchlaucht offen einen Erwägungs-
*) Herm. Onken, „Nud. v. Bennigsen“, Bd. II, S. 522.
"“)Gemeint ist die in der Sitzung des Reichstags vom
15. Dezember 1884 erfolgte Ablehnung des von Bismarck dringend
verlangten dritten Direktors im [Auswärtigen Amte. Die Ab-
lehmung der Forderung mit 141 gegen 119 Stimmen rief einen
Entrüstungssturm hervor.