Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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mit Stipendien bedacht, bei den Juristen und Medizinern 
müßte man eher eine Strafe darauf setzen, wenn Jemand diese 
Fächer wählt; denn deren sind nur allzuviel. Dagegen scheint 
mir der höhere Lehrerstand ein solcher zu sein, dem eine solche 
Zuwendung wohl zu wünschen wäre. Er hat nach längerem 
Studium und bei angestrengter Arbeit ein verhältnismäßig 
geringes Einkommen. Was denken Sie darüber? Wie lange 
studiert ein junger Mann Ihres Faches? Wann kommt er 
zu Brod?“ 
Schultz: „Gewiß würde Durchlaucht durch eine Stiftung für 
die Studierenden eine Lücke ausfüllen; es existieren nur sehr 
wenig Stipendien, und Nutzen ließe sich ja unstreitig durch 
sie schaffen. Der junge Theologe hat mindestens 3 Jahr zu 
studieren, bei vielen werden es 4 Jahre; ich selbst habe 5 Jahre 
studiert. Alsdann kommt das Examen, welches auch noch 
eine Zeit hinnimmt, endlich das Probejahr, welches ohne- 
jedes Entgelt abzuleisten ist.“ 
Bismarck: „Wir können also annehmen, daß im Durch- 
schnitt der junge Mann nach vierjährigem Studium sein Exa- 
men vollendet hat. Wie alt ist er dann wohl?“ 
Schultz: „Etwa 23 bis 24 Jahre.“ 
Bismarck: „Und können wir im Durchschnitt annehmen, 
daß er mit 30 Jahren fest angestellt ist?“ 
Schultz: „Im Durchschnitt dürfte das wohl stimmen.“ 
Bismarck: „Was erhält nun so ein junger Lehrer? Und 
wovon kann er leben?“ 
Schultz: „Der Hilfslehrer erhält in der Provinz 
1500 Mark, der unterste ordentliche Lehrer 1800 und den 
bezüglichen Wohnungsgeldzuschuß. Von 1500 Mark kann 
Jemand nur kärglich, von letzterem Gehalte ein Unverheirateter 
gut leben.“ 
Bismarck: „An manchen Orten ist es aber doch bil- 
liger. Z. B. ist vielleicht Charlottenburg schon billiger als 
Berlin?“
	        
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