— 419 —
Nachdem der Fürst sich noch nach der Lage des Königlichen
Gymnasiums in Charlottenburg erkundigt und mit Freude
erfahren hatte, daß das Gebäude desselben die alte „Kauersche
Anstalt“ sei, die er von Jugend auf kenne, entließ er seinen
Besucher unter Händedruck mit den Worten:
„Leben Sie wohl, ich danke Ihnen. Wenn das Sta-
tut entworfen ist, werde ich mir auch einmal Ihren Rath
erbitten.““)
Berlin, 31. Mai 1885.
Unterredung mit Moritz Busch, betreffend die Arbeitslast
des Kanzlers, dessen Hülfsarbeiter im Auswärtigen Amte
Hatzfeldt, Busch, Bojanowski und den Grafen Herbert, einen
Artikel des „Daily Telegraph“ über die Eventualitäten beim
Ableben des Kaiser Wilhelm und das Verbleiben Bismarcks
unter dem Kronprinzen, die Mitregentschaft der Kronprin-
zessin, das Bismarck persönlich geschenkte Vertrauen in Frank-
reich, Belgien und Rußland, die Unmöglichkeit, noch als Sieb-
ziger das früher unter dem König Geleistete zu schaffen,
die Notwendigkeit einer geregelten Diät und möglichsten Ent-
haltung von geistiger Anstrengung, das Engländertum der
Kronprinzessin, Abraten vor einer Politik im englischen Fahr-
wasser, Charakterisierung des Kronprinzen, das staatsrechtliche
Verhältnis von Braunschweig, das Vertrauen der Großen
zu Bidmarck.“")
*) Nach der Unterredung äußerte sich Bismarck zu seinem
vertrauten Rat: er habe sich gefreut, einen Menschen kennen zu
lernen. der mit seinem Lose zufrieden sei, einen „glücklichen“
Menschen! Insbesondere habe demselben die „olympische“ Stim-
mung des Schulmanns imponiert.
"“) Moritz Busch Tagebuchblätter, Bd. III, S. 190—194.
27°