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marschieren die Oesterreicher, und die Russen stehen vor Ga—
lizien, so sind sie eine große Gefahr für Oesterreich. Wenn
wir, oder Rußland mit dem österreichischen Minister reden,
so ist er immer einverstanden; geht es aber an das Handeln,
so ist es anders. Das große Interesse für Milan, der mir wie
eine hysterische Frauensperson vorkommt, ist ganz unbegründet.
Den Fürsten von Bulgarien, der jetzt der Umworbene ist. —
wir haben uns früher über ihn zu beklagen gehabt, hätte
Oesterreich nicht vor den Kopf stoßen sollen.“
Mitte der 80ziger Jahre.
Unterredung mit einem Osterreicher, betreffend die
Deutsch-Osterreicher.“
U.: „Man gibt sich bei uns in Oesterreich diesem Bünd-
nisse (mit Deutschland) mit aller Rückhaltlosigkeit, und speziell
wir Deutsch-Oesterreicher geben uns ihm freudig hin. Aber
die Liebenswürdigkeit Eurer Durchlaucht ermuntert mich zu
diesem Geständnisse: Viele Leute glauben, daß die Freund-
schaft schließlich in eine.“
Bismarck: „Ich kenne diese Phantasi . . Man sollte
uns für klüger halten. Wir haben jetzt sechzehn Millionen
Katholiken im Reiche, die, weil die Vormacht protestantisch
ist, der Entwicklung der Einheit alle möglichen Schwierigkeiten
machen. Dazu bekämen wir nun aus Ihren Alvenländern
zwei Millionen Klerikale, ferner das, was wir Ihre Welfen
*") Dem 1889 und 1890 bei Ecksteins Nachfolger in Berlin
erschienenen Werke A. v. Unger (Robolski) Unterredungen mit
Bismarck entnommen. Nach den „Leipziger Neuesten Nachrichten“
vom 19. April 1899 trägt diese gut verbürgte Unterredung
den Stempel der Echtheit, zumal sie manche Grundgedanken
enthält, die wir, wenn auch natürlich in veränderter Gestalt,
in der Ansprache des Fürsten an die Steiermärker vom 15. April
1895 wiederfinden.