Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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tan habe und sich als Großmacht nicht dem aussetzen könne, 
daß seinem Vorschlag entgegengearbeitet würde oder daß er 
durchfalle. 
Ueber Gortschakow und dessen „eitle, persönliche und 
nächstenfeindliche Politik“ schalt Bismarck in sehr deutlichen 
Ausdrücken. „Warum hat Rußland nicht im Orientkkriege 
mit der orientalischen Frage aufsgeräumt? Warum sind die 
Russen nicht in Konstantinopel eingezogen? England kann 
Rußland doch keine Furcht einflößen und Oesterreich hat nichts 
getan. Ich bin übrigens auch jetzt noch für eine friedliche 
Aufteilung der Balkanhalbinsel zwischen Oesterreich und Ruß- 
land, etwa in der Weise, daß Salonichi noch an Oesterreich 
fällt. Ich habe sowohl auf der einen, als auf der anderen Seite 
angeklopft, aber kein Entgegenkommen gefunden. Mir schien 
es, weil beide Teile mehr wollen, als sie bekommen sollen. 
Wenn Sie den Sultan stürzen, werden wir sehr weinen, 
denn wir stehen mit ihm in den besten Beziehungen, er ist uns 
wirklich ein guter Freund, aber wir werden für ihn nicht die 
geringste Waffe brauchen. Ein Krieg zwischen Rußland und 
Oesterreich würde uns sehr unbequem sein. Oesterreichs Exi- 
stenz ist uns durchaus notwendig. Sobald also russische Trup- 
pen vor Wien oder Brünn erscheinen, würden wir gegen Ruß- 
land marschieren. Es kann uns gar nicht passen, allerlei 
kleine Regilliden an unserer Grenze zu haben, Ihnen doch auch 
nicht! 
Irgend welche böse Absichten gegen Oesterreich liegen uns 
ganz ferne. Wir können sie alle nicht brauchen, diese Böhmen, 
Tiroler usp. Wir können überhaupt keinen einzigen Oester- 
reicher brauchen.“ 
Ueber Kalnoky und dessen parlamentarische Ausfälle gegen 
Kaulbars äußerte sich Bismarck ungehalten und nannte sie takt- 
los und ungeschickt') 
*) Die „Kreuzzeitung“ (siehe Nr. 11 vom 14. Januar 1896) 
erfuhr von einem Manne, der dem ersten Reichskanzler sehr
	        
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