Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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schaft des letzteren, das Jagdkartenverbot in Elsaß- 
Lothringen.“ 
Hohenlohe erzählte Bismarck, er habe nach dem kürzlich 
erfolgten Tode des Fürsten Peter von Sayn-Wittgenstein dessen 
umfassende in Rußland gelegenen Güter geerbt. Nun sei er 
genötigt, diese Güter zu verkaufen, da nach dem russischen Ge- 
setze Ausländer in den westlichen Gouvernements keinen Grund- 
besitz haben dürfen. „Ich darf doch auf alle Fälle auf Ihren 
Beistand dabei rechnen, daß mir der Verkauf unter annehm- 
baren Bedingungen ermöglicht wird. Wenn der Kaiser, wie 
es heißt demnächst mit dem Kaiser Alexander in Stettin zu- 
sammentrifft, so könnte er doch ein Wort für mich einlegen.“ 
Bismarck: „Das geht nicht; dazu ist der alte Herr zu 
olhmpisch. Er nimmt solche diplomatischen Missionen nicht an.“ 
Das Gespräch streifte sodann das auf Veranlassung Bis- 
marcks ergangene Verbot Hohenlohes, den in den Reichslanden 
anfsässigen Franzosen Jagdscheine auszustellen. Hohenlohe 
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst, 
Bd. lI, S. 425. Heinrich Weimar aus Hertkheim a. B., ehe- 
maliger Unteroffizier im kgl. bayerischen 2. Feld-Artillerie-Regi- 
ment schrieb den „Münchner Neuesten Nachrichten“ (Nr. 377 
vom 18. August 1898): Ich war in den Manövertagen 1887 
Quartiermacher, als ich in Befehlen zu Bismarck bei seinem da- 
maligen Aufenthalte in Kissingen beordert wurde. Nach Er- 
ledigung meiner Ordre fragte er mich, wie viele Jahre Dienst- 
zeit ich hätte und was für ein Landsmann ich wäre. Als ich 
beide Fragen beantwortet hatte und er in mir einen Rhein- 
pfälzer fand, fragte er mich: „Sind Sie vielleicht dort zu Haus, 
wo das überaus köstliche Naß zur Reife gelangt? Als ich dies 
bejahte, reichte mir der Fürst die Hand mit Bestellung vo#n 
Grüßen bei meinem Nachhausekommen an unser schönes Pfälzer 
Land mit der Erklärung. die Pfälzer seien wahrhaft biedere, 
gastfreundschaftliche Leute, die er in der schweren Zeit von 1870/71 
kennen gelernt habe! Ich wurde noch mit Zigarren beschenkt, 
mit den Worten, sie mir gut schmecken zu lassen, seien sie auch 
nicht gerade Pfälzer Produkt. 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck", Band ll. 29 
 
	        
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