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meinte, diese Maßregel involviere eine zu große Härte; Bismarck
wollte aber von einer Aufhebung des Verbots nichts wissen.
„Es sind alle Spione“.“)
Friedrichsruh, 2. Oktober 1887.
Unterredung mit dem italienischen Minister Fran-
cesco Crispi, betreffend die allgemeine volitische
Lage Europas.“
Die Unterhaltung fand im Arbeitszimmer Bismarcks statt,
in französischer Sprache.
Fürst Bismarck begann mit einem Expose der deutschen
Auswärtigen Politik. Er wolle den Frieden; ihn zu stören,
gebe es nur zwei Mächte, Frankreich und Rußland. Und doch
*) Bei der Rückreise von Kissingen nach Berlin wurden
Bismarck am 8. September allenthalben, namentlich in Halle,
Ovationen bereitet. Hunderte von Menschen waren dort auf dem
Bahnhofe versammelt und begrüßten ihn mit stürmischen Hochs.
Zu einigen persönlichen Bekannten aus der Menge, die zu ihm
an den Waggon herantraten, sagte er launig: „Ihr denkt wohl,
ich soll eine lange Rede halten, dazu bin ich viel zu müde.“
**) Nach den Aufzeichnungen, welche der ehemalige italienische
Abgeordnete Palamenghi-Crispi, ein Neffe des verstorbenen
italienischen Staatsmannes, dessen Namen er seinem eigenen hinzu-
gefügt hat, im Pariser „Européen“ Nr. 97 vom 10. Oktober
1903 über die Reise Francesco Crispis zu Bismarck nach Friedrichs-
ruh 1887 veröffentlicht hat. Palamenghi war eine der drei
Personen, die Crispi begleiteten. Die beiden anderen waren
sein Kabinettsvorstand Pisani-Dossi und sein Kabinettssekretär
Edmund Mayor. Palamenghi war der Privatsekretär seines
Oheims und ging diesem bei der Niederschrift der Unterredungen
mit dem Fürsten Bismarck an die Hand, die er unmittelbar,
nachdem diese stattgefunden, vornahm. Aus diesen Papieren
schöpfte er jetzt seine Mitteilungen. Andere Referate über die
damals zwischen Bismarck und Crispi geführten Gespräche finden
sich in meinen Werken „Fürst Bismarck und die Diplomaten“,
S. 438 und „Neue Tischgespräche“, Bd. J, S. 138 f.