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befürchte ich nichts. Die Trippelallianz ist ein mächtiges Mittel
zur Aufrechterhaltung des Friedens. Ich habe alles mögliche
getan, um uns die Freundschaft von Rußland zu wahren,
aber es ist mir nicht gelungen. Im Jahre 1878 habe ich die
Verantwortung des Berliner Kongresses übernommen, um
die Konsequenzen des vorausgegangenen Krieges für den Zaren
weniger ungünstig zu gestalten. Als ich anfangs gebeten
wurde, die Initiative dazu zu ergreifen, hatte ich es abge-
lehnt. Als sich aber Schuwalow im Auftrag des Zaren zu
mir begeben hatte, gab ich meine Zustimmung dazu. Welches
war mein Lohn? Rußland schickte 200.000 Mann an die
deutsche Grenze.
Ich wünsche den Frieden und verabscheue den Krieg,
aber wir sind dazu vorbereitet. Deutschland kann ohne weiteres
eine Armee von eineinhalb Millionen Soldaten auf die Beine
bringen, und wenn die Verhältnisse es dazu zwingen, drei
Millionen, wenn es alle waffenfähigen Männer heranzieht.
Wir haben drei Millionen Uniformen und ebenso viel Ge-
wehre in Reserve, um diese Massen nötigenfalls auf das
Schlachtfeld zu bringen. Mit einer Million Soldaten an
der einen Grenze und mit einer Million an der anderen, fürchtet
sich Deutschland vor keinem Angriff.
Dagegen kann sich Rußland auf seine Armee nicht ver-
lassen. Die Truppen, die Offiziere und die Soldaten sind
durch die revolutionären Elemente angesteckt. Das immense
Reich scheint unverwundbar, gleichwohl ist es dies nicht im
mindesten. Polen ist der wunde Punkt. Oesterreich ist den
Polen sympathisch, und wenn man die Polen zum Aufstand
bringt, könnte man sie leicht emanzipieren, und einen autono-
men Staat errichten unter der Regierung eines österreichi-
schen Erzherzogs.
Alexander III. ist kein Freund des Krieges und selbst
wenn er einen Krieg machen wollte, so paßte es ihm gar
nicht, nach Bulgarien zu gehen. Gar nicht weit weg davon
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