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Bismarck dankte Crispi für diese Erklärungen und versprach,
sie zur Kenntnis Kalnokys zu bringen.
Crispi berührte dann noch eine andere Frage, die Aus-
übung der bürgerlichen Rechte in Deutschland und der Deut-
schen in Italien auf dem Fuße der vollständigen Gleichmäßig-
keit. Er bat Biomarck, dieses Projekt so schnell als möglich,
zu verwirklichen. Bismarck erinnerte sich des Versprechens,
welches er Crispi in dieser Beziehung bereits durch den deut-
schen Botschafter in Rom gegeben hatte, und versicherte, die
Sache sei auf dem Wege der Erwägung und werde einer
Lösung entgegengehen. „Man studiert jetzt ein bürgerliches
Gesetzbuch, welches bestimmt ist, alle Einzelgesetzgebungen im
Reiche zu unterdrücken; man muß die Justizminister der ein-
zelnen Staaten interpellieren. Man braucht hierzu Zeit, aber
es wird so schnell gehen, als es möglich ist.“
Im weiteren Verlaufe des Tages kamen Bismarck und
Crispi bei ihren Spaziergängen im Walde noch einmal auf
alle erwähnten Fragen zu sprechen, wobei sie vollständig
einig wurden. Bismarck erklärte von freien Stücken, er wolle
England interessieren, den Frieden zwischen Frankreich und
Abessynien zu vermitteln, auch erklärte er, in Wien dafür
eintreten zu wollen, daß man dort die italienische Nationalität
wohlwollender behandle, und was die Militärkonvention an-
belangt, so wollte Bismarck, nachdem er die Entschließungen
des Kaisers eingeholt, Crispi einen Brief schreiben, in Betreff
der Eröffnung der Verhandlungen, auf welchen Vorschlag
dann Italien sich äußern sollte.“)
Friedrichsruh, Z. Oktober 1887.
Unterredung mit Crispi, betreffend die Einigkeit
der beiden Staatsmänner.
Bei der Abfahrt Crispis nach der Bahnstation gab
Bismarck noch einmal seiner Freude über den erhaltenen Be-
* Kritische Bemerkungen zu Palamenghis Publikation finden
sich in dem „Grenzboten“ Nr. 43 vom 22. Oktober 1903. Man