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hätten und nunmehr die eigentlichen Verhandlungen beginnen
sollten, für welche das Bundes-Präsidium Friesen neben dem
Minister Delbrück zum Kommissar des Bundes ernannt habe.
Dabei sagte er Friesen, daß er jetzt den Minister Delbrück er-
warte, welcher ihm über die Ergebnisse jener vorläufigen
Besprechungen Bericht erstatten solle, auf dessen Grund er,
Bismarck, dann heute noch dem König Vortrag erstatten
werde und daß es für Friesen wohl das beste und einfachste
Mittel sei, die Sachlage speziell kennen zu lernen, wenn er
der Berichterstattung Delbrücks persönlich beiwohne und an
der Besprechung darüber Anteil nehme.
Der mündliche Bericht Delbrücks verbreitete sich in ein-
gehender Weise über die Ergebnisse seiner bisherigen Be-
sprechungen mit den in Versailles anwesenden deutschen Mi-
nistern. Im Laufe der Konferenz zeigte sich, daß Bismarck
das Verlangen Bayerns nach einer Teilnahme an der aus-
wärtigen Vertretung des Bundes, nach einem unbedingten
Veto in bezug auf § 78 der Verfassung und nach einer
größeren Stimmenzahl im Bundesrate (acht, während nur
seche gewährt werden sollten) zwar ganz entschieden ab-
lehnte, im übrigen aber und bei allen nicht gerade politisch
wichtigen Punkten sehr geneigt war, auf die bayerischen
Wünsche einzugehen. Er legte vom politischen Standpunkte
aus einen so großen Wert darauf, die jetzige Gelegenheit,
die vielleicht in ähnlicher Weise nie wieder kommen werde,
zu einer Vereinigung mit Bayern zu benutzen, daß er dem
gegenüber auf eventuelle Schwierigkeiten, Erschwerungen der
Reichsverwaltung keinen entscheidenden Wert legen wollte.
„Ich bin übrigens erstaunt darüber, daß Bayern, nicht
wie die andern beteiligten Staaten, einen Kommissär hieher
geschickt hat, der für den ganzen Staat nach allen Richtungen
zu verhandeln berechtigt ist, sondern drei Minister, den der
auswärtigen Angelegenheiten, den des Kultus und der Justiz
und den Kriegsminister —, die ohne Zusammenhang unter