Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

– 37 — 
hätten und nunmehr die eigentlichen Verhandlungen beginnen 
sollten, für welche das Bundes-Präsidium Friesen neben dem 
Minister Delbrück zum Kommissar des Bundes ernannt habe. 
Dabei sagte er Friesen, daß er jetzt den Minister Delbrück er- 
warte, welcher ihm über die Ergebnisse jener vorläufigen 
Besprechungen Bericht erstatten solle, auf dessen Grund er, 
Bismarck, dann heute noch dem König Vortrag erstatten 
werde und daß es für Friesen wohl das beste und einfachste 
Mittel sei, die Sachlage speziell kennen zu lernen, wenn er 
der Berichterstattung Delbrücks persönlich beiwohne und an 
der Besprechung darüber Anteil nehme. 
Der mündliche Bericht Delbrücks verbreitete sich in ein- 
gehender Weise über die Ergebnisse seiner bisherigen Be- 
sprechungen mit den in Versailles anwesenden deutschen Mi- 
nistern. Im Laufe der Konferenz zeigte sich, daß Bismarck 
das Verlangen Bayerns nach einer Teilnahme an der aus- 
wärtigen Vertretung des Bundes, nach einem unbedingten 
Veto in bezug auf § 78 der Verfassung und nach einer 
größeren Stimmenzahl im Bundesrate (acht, während nur 
seche gewährt werden sollten) zwar ganz entschieden ab- 
lehnte, im übrigen aber und bei allen nicht gerade politisch 
wichtigen Punkten sehr geneigt war, auf die bayerischen 
Wünsche einzugehen. Er legte vom politischen Standpunkte 
aus einen so großen Wert darauf, die jetzige Gelegenheit, 
die vielleicht in ähnlicher Weise nie wieder kommen werde, 
zu einer Vereinigung mit Bayern zu benutzen, daß er dem 
gegenüber auf eventuelle Schwierigkeiten, Erschwerungen der 
Reichsverwaltung keinen entscheidenden Wert legen wollte. 
„Ich bin übrigens erstaunt darüber, daß Bayern, nicht 
wie die andern beteiligten Staaten, einen Kommissär hieher 
geschickt hat, der für den ganzen Staat nach allen Richtungen 
zu verhandeln berechtigt ist, sondern drei Minister, den der 
auswärtigen Angelegenheiten, den des Kultus und der Justiz 
und den Kriegsminister —, die ohne Zusammenhang unter
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.