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kommen. Der König müsse die Militärs um sich verf rmmeln,
um sich mit ihnen über den Waffenstillstand zu besprechen,
und diese Konferenz würde kaum vor 2 Uhr zu Ende sein.“)
Versailles, 1. November 1370.
Unterredung mit dem sächsischen Minister Frh. v.
Friesen, betreffend Thiers.“
Bismarck: „Ich habe mich überzeugt, daß Thiers noch
mehr ein großer Redner als ein großer Staatsmann ist.“
Versailles, 2. November 1870.
Zweite Unterredung mit Thiers über den Abschluß
eines Waffenstillstandes.“"
Um 2 Uhr fand sich Thiers beim Kanzler ein. Er
famd ihn gereizt, weniger ruhig, als tags zuvor. „Ich
komme vom König, wo ich mit den Militärs über den Waffen-
*) In einem Aufsatze der „Nationalzeitung“ Nr. 260 vom
20. April 1904 heißt es über den Wert der oben und noch
weiter unten berücksichtigten Thiers'schen Etinnerungen: „Im großen
und ganzen darf man sich darauf verlassen, daß Thiers z. B.
über den Inhalt seiner Unterhandlungen mit Bismarck richtig be-
richtet. Aber eine wirkliche objektive Schilderung der Vorgänge der
Verhandlungen erhalten wir damit noch lange nicht, weil sub-
jektive und objektive Hinderungsgründe vorliegen, die freilich beide
derselben Quelle, nämlich der starken unbewußten Eitelkeit Thiers
entstammen. Noch eine dritte Einwendung müssen wir gegen die
Verwertbarkeit der mitgeteilten Gespräche mit Bismarck erheben:
man darf sie nicht als wörtlich so geschehen annehmen, wie das
kürzlich z. B. selbst Hanotaux in seiner Geschichte des zeitge-
nössischen Frankreichs getan hat. Die Gespräche sind, man möchte
sagen, stilisiert, und zwar mit unbewußtem Suchen nach Effekt.“
".) Friesen a. a. O. Bd. III, S. 177.
o?) Nach der Thiers'schen Darstellung a. a. O., S. 81.