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eine gute Regierung zustande zu bringen, die Parteigänger
des Grafen von Chambord und diejenigen des Grafen von
Paris vereinigen. Ich habe einen Brief in Händen, den mir
der Bischof von Orleans geschickt hat, um ihn an seine Adresse
zu befördern. Ich bin zu stolz, ihn zu lesen.“ Da der
Brief aber geöffnet war, und der Bischof mit Thiers befreundet
war, so bot Bismarck diesem letzteren an, ihn zu lesen.
Thiers: „Ich bin auch zu stolz, um davon Kenntnis zu
nehmen“.
Bismarck: „Mag sein, aber Sie können erraten, worum
es sich handelt. Es handelt sich höchst wahrscheinlich um
eine Annäherung der Bourbonen in dem Sinne, wie ich
Ihnen sagte. Was machen die Prinzen don Orleans? Wenn
ich denselben etwas von Ihrer Seite mitteilen soll, so stehe
ich zu Ihrer Verfügung.“
Thiers: „Ich danke Ihnen Herr Grafs, obgleich ich nicht
zögern würde, mich Ihnen anzuvertrauen, wenn der Fall ge-
geben wäre. Ich liebe und respektiere die Prinzen von Orleans,
aber ich glaube, sie täten Unrecht, sich in diesem Augenblicke
als Prätendenten aufzuspielen. Meine Haltung, ausschließ-
lich beeinflußt durch das Interesse Frankreichs, war immer
loyhal. Sie wird es auch der Republik gegenüber sein. Ich
habe den Herren, die an der Spitze stehen, gesagt, sie sollen
uns eine weise und gute Regierung geben, dann wollten wir
sie annehmen. Andernfalls würden wir unseren Neigungen
den Vorzug geben. Wir werden unser Versprechen treu ein-
halten. Die Republik gestattet heute den Legitimisten und
den Republikanern und den Orleanisten vereint für die Ver-
teidigung des Vaterlandes zu kämpfen. Benützen wir diesen
Vorteil. Später werden wir ja sehen. Gewisse Symptome
lassen mich allerdings befürchten, daß die Republik von 1870
denselben Weg geht, wie die von 1848. Trifft dies zu, so
könnte die Rückkehr der Prinzen von Orleans von Nutzen