Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

sein. Heute aber habe ich denselben nichts zu bestellen, und 
ich danke Ihnen für Ihre gute Absicht.“ 
Darauf wurde über die Waffenstillstandsverhandlungen 
weiter verhandelt. 
Bismarck: „Wir sind fast über alle Bestimmungen einig, 
aber da die Nahrungsmittelzufuhr nach Paris den Wider- 
stand dieses Platzes verlängern wird, so wollen die Militärs 
nichts davon wissen und ohne sie kann ich nichts machen.“ 
Thiers sagte darauf in einem ruhigen, aber bestimmten 
Tone, daß, wenn Bismarck an eine definitive Weigerung 
der Militärs glaube, es besser sei, ihm dies offen zu erklären 
und eine unfruchtbare Verhandlung abzubrechen. Er wäre 
bereit die Regierung in Paris zu verständigen und das Haupt- 
quartier von Versailles zu verlassen. 
Bismarck: „Sie haben es zu eilig, alle Hoffnungen auf- 
zugeben. Ich will den König noch einmal sehen, und viel- 
leicht kömnte man sich doch einigen, in dem Falle, daß Sie 
Ihre Forderungen an Lebensmittelzufuhr vermindern. Geben 
Sie mir bis morgen Zeit und Mittags werde ich Ihnen 
eine definitive Antwort geben.“") 
*) Am 2. November 1870 schrieb der Geh. Rat Abeken 
an seine Frau: Thiers hat nun heut seine zweite, wiederum fast 
dreistündige Unterhaltung mit Graf Biemarck gehabt, der ihn 
für einen äußerst feinen, gesellig liebenswürdigen Mann, aber nicht 
gerade für den geeignetsten Unterhändler erklärte. — Tagebuch 
des Kaisers Friedrich vom 2. Nov.: Vortrag Bismarck's über 
die Unterhandlungen mit Thiers. Derselbe sagt, zur Wahl einer 
Constituante braucht man 28 Tage, während dessen soll Waffen- 
stillstand sein und ravitaillement, wozu wir beitragen sollen. 
Auf Bismarcks Frage nach Gegenleistungen sagte Thiers erstaunt: 
die Aussicht, durch die Constituante zu einer gesetzmäßigen Re- 
gierung zu kommen; auf die Ablehnung der Verproviantierung 
entfuhr ihm der Ausruf: „Mais nous aurions donc alors 
la capitulation au milien de PTarmistice“. Auf Bisdmarck's 
Tadel gegen die Verwendung der Turkos antwortete er: „Mais 
vous vous servez donc tout de méme des uhlans!“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.