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Bismarck: „Einverstanden. Wenn der Zeitpunkt für das
Eintreffen der fürstlichen Gäste jetzt auch noch nicht angegeben
werden kann, so erscheint es doch wohl schicklich, die Einladung
selbst schon früher zu erlassen, da bei der Möglichkeit des plötz-
lichen Eintretens einer dem Friedensschlusse günstigen Wendung,
ein Zeitverlust nachteilig, die Absendung telegraphischer Ein-
ladungen aber bei der erhabenen Stellung der zu Ladenden
als unpassend erscheinen müßte. König Johann, nach dem
König Wilhelm der bejahrteste der deutschen Fürsten, hat
nach einem an seinen Sohn, den Kronprinzen von Sachsen ge-
richteten Schreiben seine Bereitwilligkeit zu einem Besuche im
deutschen Lager bereits ausgesprochen.“
Von den Friedensbedingungen war nur im allgemeinen die
Rede, doch wünschte Bismarck die Ansicht der Anwesenden über
das Maß der Forderungen zu kennen, welche namentlich bezüg-
lich der Territorialabtretung zu stellen sein würden. Im allge-
meinen schien die Mehrheit der Versammlung dafür zu stimmen,
daß zur Vereinigung mit Deutschland nur vom deutschen
Stamme bewohnte Landesteile Frankreichs in Anspruch ge-
nommen werden sollten.
Als Geldentschädigung sollte nach Bismarcks Ansicht etwa
eine doppelte Jahreseinnahme Frankreichs, also zirka 3000
Millionen verlangt werden, und es wurde bemerkt, daß die
Summe billigerweise niedriger oder höher zu bemessen sei, je
nach dem Maße der zu erreichenden Gebietsabtretung. Der
raschere oder verzögerte Friedensabschluß werde auf die Be-
dingungen des Friedens gerechterweise auch nicht ohne Einfluß
bleiben.“)
*) Aus der Darstellung von Luise v. Kobell (siehe oben S. 32)
wissen wir, daß Bismarck besonderen Wert auf den Besuch des
Königs Ludwig II. in Versailles legte. Bismarck hatte bereits
den Maire veranlaßt, die nötigen Vorbereitungen im Schlosse
zu treffen. „Wenn der König nur noch kommt!“ sagte Bismarck.