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Der Kronprinz erwiderte, er wisse sehr wohl, daß sein
Nichtwollen allein genüge, um eine solche Sache auch bei
seinem Vater unmöglich zu machen.
Bismarck: „Sie machen mir Vorwürfe, während ich
ganz andere Personen kenne, die jene verdienten. Hierbei
ist die große Selbständigkeit des Königs in politischen Fragen
zu berücksichtigen, der jede wichtige Depesche selbst durchsieht,
ja korrigiert. Ich bedaure, daß die Frage des Kaisers und
Oberhauptes überhaupt diskutiert worden ist, da man Bayern
und Württemberg dadurch vor den Kopf gestoßen hat. Eure
königliche Hoheit sollten, wenn ich mir einen Rat gestatten
darf, derartige Aeußerungen, die nur nachteilig wirken können,
gar nicht machen.“
Kronprinz: „Ich verwahre mich bestimmt dagegen, daß mir
in solcher Weise der Mund verboten wird, zumal bei einer solchen
Zukunftsfrage, ich sehe es als meine Pflicht an, bei niemandem
Zweifel gerade über meine Ansicht zu lassen. Ueberdies steht
es nur bei meinem Vater, mir über die Dinge, welche ich
besprechen darf oder nicht, Weisungen zu geben, wenn man
überhaupt annimmt, daß ich noch nicht alt genug bin, um
selber ein Urteil zu haben.“
Bismarck: „Wenn Sie befehlen, werde ich nach Ihren
Ansichten handeln.“
Kronprinz: „Da muß ich mich denn doch verwahren.
Ich habe Ihnen keine Befehle zu erteilen.“
Bismarck: „Ich werde sehr gerne jeder anderen Persönlich-
keit Platz machen, die Eure königliche Hoheit zur Leitung
der Geschäfte für geeigneter halten, als mich. Solange ich aber
noch die Verantwortung trage, muß ich an meiner prinzi-
piellen Auffassung, die ich mir nach meinem besten Wissen und
nach der beiwohnenden Kenntnis aller einschlagenden Ver-
hältnisse gebildet habe, unbedingt festhalten.“
Kronprinz: „Verzeihen Sie, ich bin vielleicht zu leb-