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Versailles, 21. November 1870.
Unterredung mit dem Berichterstatter der „Ti-
mes“, William Howard Russel, betreffend
die Lösung der englisch-russischen Streitfrage hin-
sichtlich der Pontusfrage.“
Bismarck: „Haben Sie schon Ihren Vetter gesprochen?“
Russel: „Ich habe nicht die Ehre, mit Herrn Odo Russel
verwandt zu sein.“
Bismarck: „Der ganze zwischen Rußland und England
ausgebrochene Pontusstreit läßt sich durch ein halb Dutzend
um einen Tisch sitzender vernünftiger Menschen, die sie ruhig
erörtern, zum Austrag bringen. Meine Abzlicht ist, eine
Konferenz vorzuschlagen. In einer Kopnferenz steckt die
Lösung und sie muß zum Guten führen. Wo sie zusammen-
kommt, ist mir gleichgültig . Meinetwegen in Paris. Aber
auch London, Petersburg, oder selbst Konstantinopel würden
passen — ich meinerseits würde gegen keine dieser Städte
Einwand erheben.“
In diesem Augenblicke wurde Bismarck sein mit russischem
Zobel gefütterter Mantel herbeigebracht, und indem er ihn
umhing, sagte er mit Lächeln: „Dies ist keine Frage, die böses
Blut oder Krieg, oder eine gereizte Sprache veranlassen darf.
*) Nach den Erinnerungen William Russels, siehe die Ber-
liner „Börsen = Zeitung“, Nr. 370, vom 10. August 1898, Beilage,
die „Kölnische Zeitung“, Nr. 700, vom 10. August 1898 und sein
Kriegstagebuch, Seite 194.
**) Dem Bundeskanzler war das Eintreffen des englischen
Unterhändlers Odo Russel, bisher Geschäftsträger in Rom, nicht
erwünscht. „Warum kommt er hierher“ — bemerkt er zu dem
Times-Korrespondenten William Russel. — „um gegen Ruß-
lands Verletzung des Pariser Vertrages Einspruch zu erheben?
Wir sind hier im Lager. Das Auswärtige Amt ist in Berlin,
und er täte am besten dahin zu gehen.“