Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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erwiderte dieser: „Es ist nur meine Pflicht, meinen durch- 
lauchtigsten Herrenmeister zu begrüßen. Gestatten königliche 
Hoheit, Ihnen zum heutigen vaterländischen Gedenktage zu 
gratulieren.“ « 
Der Prinz: „Ihnen doch mehr als mir, Durchlaucht!“ 
Bismarck äußerte, daß er bis Mitte oder Ende Oktober 
in Varzin verbleiben werde; er möchte gern länger hier ver- 
weilen, aber ihm fehle die Nähe der großen Stadt und 
ihre Annehmlichkeiten, die ihm in Friedrichsruh Hamburg 
zu bieten in der Lage sei. Bei Ankunft auf dem Bahnhofe 
bemerkte Bismarck, als er auf dem Perron die große Menge 
anwesender Stolper und Schlawer sah: „Ich habe gar nicht 
geglaubt, daß unser Kiefernwald soviel Menschen beherbergt!“ 
Varzin, 17. Oktober 1891. 
Unterredung mit Professor Wilhelm Onken, betref- 
fend die Herstellung der deutschen Einheit, Kaiser 
Wilhelm I.“ 
Bismarck warnte Onken davor, dem Glauben zu huldigen, 
daß er alles vorausgesehen, berechnet habe. Das sei irrig. 
„Als ich kam, waren die deutschen Dinge so reif, daß ein 
Schlag der Gerte genügte, und das eiserne Tor sprang auf. 
Zu Beginn des budgetlosen Regiments, 1862, wurde der 
König mit Briefen bestürmt, mich zu entlassen. Ich wußte 
von diesen Briefen, auch woher sie kamen, und als ich eines 
Tages den König bat, mir Kenntnis vom Inhalt derselben 
zu geben, da sagte er lächelnd: Wenn ich Ihnen alles geben 
wollte, was mir jeden Tag Schlechtes über Sie geschrieben 
wird, würde ich nicht fertig werden. Der Kaiser kannte mich 
als treuen Diener und ließ sich durch nichts irre machen.“ 
*) Nach einem Vortrage Onkens am 16. März 1899 („Köl- 
nische Zeitung“ Nr. 235 vom 25. März 1899).
	        
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