Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Wandsbeck, 10. März 1892. 
Teilmahme an einer Sitzung des Kreistages des 
Kreises Stormarn. · 
Bismarck dankte für die liebenswürdige Begrüßung und 
gab der Hoffnung Ausdruck, wenn der allgütige Gott ihm 
noch einige Jahre des Lebens schenke, noch oft an den ge- 
meinsamen Geschäften der Stormarn'schen Kreistage Teil 
nehmen zu können. 
Bei der Diskussion über die Revision des Verzeichnisses 
der wichtigeren Nebenwege warnte Bismarck davor, ein den 
Wünschen der Lokalinteressen entgegengesetztes Gutachten abzu- 
denke, nach Berlin zu kommen. Wir können dies, zu- 
nächst auf Grund der schon erwähnten Gesundheitsrücksichten 
vollkommen bestätigen. Aber es gibt noch einen andern Grund, 
welcher den Fürsten vom Eintreten in neuen politischen Kampf 
fern hält. Dieser Grund ist bisher nicht genügend hervorgehoben 
worden und es fällt doch schwer in die Wagschale. Der Fürst möchte 
um keinen Preis seine ehemaligen Freunde in Berlin nötigen, 
zwischen ihm und der augenblicklichen Regierung zu wählen. Daß 
Fürst Bismarck sich trotzdem seinen Reichstagssitz offen hält, hat 
den Grund, daß vielleicht über kurz oder lang Ereignisse ein- 
treten könnten, welche es trotz aller Bedenken wünschenswert er- 
scheinen lassen, das Wort des ehemaligen Reichskanzlers und lang- 
jährigen erfahrenen Führers der Nation an öffentlicher Stelle zu 
vernehmen, obwohl der Fürst selbst diesen Moment nicht herbei- 
wünscht. Daß der Fürst andauernd sehr eifrig die Politik ver- 
folgt, geht schon aus der Tatsache hervor, daß er täglich — 
übrigens ohne Ermüdung — an 20 Zeitungen liest. Er spricht 
dann auch mit Vorliebe und sehr lebhaft über Politik; falsch würde 
es jedoch sein, die gelegentlichen gegen die Maßnahmen der Regie- 
rung gerichteten Aussprüche Bismarcks, wie dies wohl geschehen 
ist, als gegen den Kaiser gerichtet zu betrachten. Der Fürst 
spricht, wie dies bei seinem so oft bewiesenen starken Loyalitäts- 
bewußtsein ja durchaus natürlich erscheint, stets mit Ehrerbietung 
vom Kaiser oder vom „König“, wie er zu sagen pflegt. Wenn 
er die Regierung angreift, so ist es nur um der Sache willen, der 
er glaubt entgegentreten zu müssen.
	        
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