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ging mir aber zu langsam. Da ritt ich an Se. Majestät
heran, nahm den Fuß aus dem rechten Bügel und ver-
setzte dem Pferde des Königs heimlich einen tüchtigen Tritt.
Das war der dicken Stute gewiß noch nie passiert; aber
es half, und sie setzte sich in schlanken Galopp.“ —
r—
Friedrichsruh, 14. Juni 1892.
Unterredung mit dem Schriftsteller Mazimilian
Harden, betreffend Bismarcks Reise nach Wien,
das Bündnis mit Osterreich, die neuen Handels-
verträge.“
Harden: „Ich bin von Wien aus ersucht worden, Ihre
demnächstige Ankunft daselbst etwas zu Hräludieren, über
Ihre Stimmung, Absicht und Sentiments etwas zu schreiben.
Ich habe dies abgelehnt.“
Bismarck: „Ich glaube mir bei Ihnen den wohlanstän-
digen Ruf eines Privatmannes erworben zu haben, der sich
jeder Ingerenz auf das Handeln seiner Freunde hält. Chacun
à son goüt. Auch in diesem Falle hätte ich Ihre Entschlüsse
nicht prägraviert. Jetzt aber kann ich offen sagen, daß die
Entscheidung, die Sie wählten, mir sehr angenehm ist. Sehr.
Ich möchte mich in Oesterrech ganz geräuschlos halten und
alles meiden, was zu politischen, sogar zu nationalen
Demonstrationen irgendwie Anlaß geben könnte. Deshalb
fahre ich auch nicht über Prag.““) Da ist immer ein bischen
*) „Neue Freie Presse“ Nr. 13.875 vom 12. April 1903;
„Zukunft“ vom 19. September 1903 und 29. Oktober 1892. Man
vermißt auch hier vielfach die Bismarck'sche Ausdrucksweise.
*) Nach Harden wollte Bismarck auf der Rückreise von
Wien, um der bayerischen Regierung lästige Friktionen mit Berlin
zu ersparen, über Passau nach Kissingen fahren, und er ent-
schloß sich erst zu einer Aenderung der Route, als die bayerische
Staatsbahn ihm einen Separatzug Wien—Salzburg—München—
Kissingen zur Verfügung stellte.