Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Kaiser Friedrich.“) 
„Man hat die Willenskraft des Kaisers Friedrich viel- 
fach unterschätzt. Man glaubte ihn abhängig von Schürzen 
und Weiberröcken. Das ist ganz falsch. Er hatte ein 
hohes Bewußtsein von seiner Souveränität und die guten 
Leute, die von ihm eine starke Wendung nach links erwarteten 
und in ihm eine besondere Schwäche für den Konstitutionalis- 
mus witterten, hätten sich arg getäuscht, wenn er länger 
regiert hätte. Er war zußerlich verbindlich, aber durchaus 
selbstherrlich. Ich hätte selbst gegen Weiberintriguen leicht 
mit ihm regiert. — Na, Kronprinzen schillern ja immer ein 
bischen liberal, das ist nun mal so, sie stehen auch immer 
ein bischen in Opposition, weil sie zu wenig zu tun haben, 
wenn sie nicht ganz in den Gamaschen aufgehen, aber das 
schleift sich ab. Kaiser Friedrich wäre eher ein Autokrat 
geworden als ein Richterscher.“ 
Die Raiserin Friedrich.“) 
„Sie ist eine kluge Frau, aber sie ist im Grunde stets 
Engländerin geblieben. Ich wünschte, Deutsche Prinzessinnen, 
die sich wegverheiraten, hätten auch was davon. Daß ich 
bei meiner Verabschiedung sie um ihre Vermittlung gebeten 
haben soll, — gar mit Tränen — ist natürlich Schwindel. 
Aber sonst standen wir recht gut miteinander, besonders in 
den letzten Jahren, wenn ich sie auch oft ärgern mußte, wie 
beim Battenberger. Unser Verhältnis beruhte ja nicht auf 
Liebe, aber auf gegenseitiger Hochachtung. Einmal, als ick 
zum Vortrag in Charlottenburg war, rückte sie mir sogar 
selbst einen Sessel heran. Kaiser Friedrich hielt überhaupt 
immer darauf, auf meine Bequemlichkeit Rücksicht zu nehmen. 
Das wurde freilich später anders.“ 
*) „Leipziger Neueste Nachrichten“ vom Oktober 1898. 
"*) A. a. O.
	        
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