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nicht stattgefunden habe. Drei Stunden dauerte die An-
wesenheit des Monarchen; davon ging die Hälfte auf das
Diner. Daran reihte sich die Vorstellung der von Berlin
mitgebrachten Grenadiere, um Bismarck die Frage der Ge—
wichtsverminderung der feldmäßig bepackten Infanteriesoldaten
ad oculos zu demonstrieren. Der Kaiser bat Bismarck um
eine eingehende Schilderung seiner Krankheitsgeschichte von
der Kissinger Lungenentzündung an bis zum letzten Influenza-
Anfall, die erteilt wurde. Im weiteren wurde der Sturm-
wind der vergangenen Woche erörtert. Bismarck berichtete,
welche Verwüstungen derselbe in seinem Sachsenwalde an-
gerichtet, wovon er sich durch Augenschein überzeugt habe.
Friedrichsruh, 3. März 1894.
Unterredung mit Hans Franke aus Mücnchen.“
Die Unterredung fand auf der nahe dem Schloß gelegenen
Brücke statt.
Franke: „Guten Morgen, Durchlaucht“.
Bismarck: „Guten Morgen, mein Herr.“
Franke: „SGestatten Durchlaucht einem aufrichtigen Ver-
ehrer die Frage, wie Sie sich befinden; hoffentlich ist das
Befinden so gut, wie das Aussehen vorzüglich, dann darf
man Eurer Durchlaucht nur gratulieren.“
marck bei seiner Nachmittagsausfahrt eine kleine, vorwiegend aus
Damen bestehende Gesellschaft aus Hamburg-Hohenfelde. Als
er ihrer ansichtig wurde, schlug er mit leichtem Erstaunen, aber
durchaus nicht unwillig die Hände zusammen. Eine der Damen
überreichte ihm ihre Blumen mit den Worten: „Dem Begründer
der deutschen Einheit und Macht!“ worauf er erwiderte: „Sie
bringen mir ja den Frühling!“ Nachdem Bismarck sämtliche
Blumen in Empfang genommen hatte, gab er seinem Diener
den Auftrag, solche in sein Zimmer zu bringen. „Berliner
Börsen-Zeitung“ Nr. 96 vom 27. Februar 1894.
*) „Tägliche Rundschau“ Nr. 352 vom 29. Juli 1905.