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sichere Vorteile ohne unverhältnismäßig großes Risiko dabei
in Aussicht stehen. Nichts würde dem Interesse des Deutschen
Reiches so sehr widersprechen, als wenn man sich aus dem
bloßen Bedürfnisse, überall dabei zu sein, auf mehr oder
minder gewagte und abenteuerliche Unternehmungen einlassen
wollte, auf Unternehmungen, welche in den reellen Interessen
des Landes keine ausreichende Begründung finden und mehr
und mehr dem Triebe entspringen, der Eitelkeit der Nation
oder der Herrschsucht der Regierenden zu schmeicheln. Ein
solches Wirtschaften auf Prestige hin ist nicht deutsche, sondern
französische Art. Frankreich ist aus solchen Gründen nach
Algier, Tunis, Meriko und Madagaskar gegangen; wenn
Deutschland jemals eine Politik ähnlicher Unternehmungen
einschlagen wollte, so würde damit nicht nur keinem deutschen
Interesse entsprochen, sondern die Wohlfahrt des Reiches,
seine europäische Stellung geschädigt.“
Friedrichsruh, Januar 1896.
Unterredung mit dem kaiserlichen Gesandten a. D.
Dr. Richard Krauel, betreffend Schlözer.“
Bei Gelegenheit seines Besuches sprach Bismarck mit
Krauel viel von Schlözer. Auf Krauels Bemerkung, er kenne
in Lübeck Schlözers alte Schwester, Frau Bürgermeister
Curtius, sagte Bismarck: „Ich bitte, gehen Sie zu dieser Dame,
bringen Sie ihr meinen Gruß, sie ist die Schwester eines Mannes,
der zu meinen treuesten Freunden gehörte.““)
*) „Vossische Zeitung“ Nr. 259 vom 5. Juni 1910.
*.) Gespräche Bismarcks, berichtet in der „Neuen Freien
Presse“ vom 1. April 1896, in meinem Werke: „Fürst Bismarck,
Neue Tischgespräche und Interviews“, Bd. II, S. 404. Am
gleichen Tage begrüßte Bismarck den zum Besuche eintretenden
Maler Lenbach mit den Worten: „Guten Morgen Apelles.“