Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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und den Willen gehabt hätte, den Zielen der deutschen Politik 
seinen Beistand zu widmen, Deutschland nicht abgeneigt 
gewesen wäre, das päpstliche Interesse bei dem damaligen 
Italien zu vertreten, vorausgesetzt, daß das dazu beigetragen 
hätte, die deutsch-nationale Einigung zu beschleunigen und 
zu sichern. Nach seinen Erkursen auf das Gebiet der sta- 
lienischen Politik von damals unterstrich Bismarck die Ver- 
schiedenheit des jetzigen Italien von dem jener Zeit und 
nahm an, daß in Italien bei europäischen Krisen trotz 
seines franzosenfreundlichen Radikalismus das Bedürfnis 
des Königreiches, sich ein neues Protektorat Frankreichs und 
den Import der Republik vom Leibe zu halten, für sein Ver- 
harren an der Seite Deutschlands und Oesterreichs entscheidend 
sein würde. 
Im weiteren Verlaufe des Gespräches kam Bismarck 
auf seine angeblichen Verhandlungen mit dem Kaiser Na- 
poleon wegen der Annexrion Belgiens durch Frankreich zu 
sprechen. Er bezeichnet mit Berufung auf die facsimilierten 
Briefe Benedettis alle jene Angaben als französische Er- 
findungen. „Die belgische Frage hat für mich neben der 
deutschen immer nur ein untergeordnetes Interesse gehabt, 
vorzugsweise in der Richtung, zu erproben, welche Leistung 
England zu Gunsten der von ihm garantierten belgischen Unab- 
hängigkeit praktisch auf sich nehmen würde, falls diese Unab- 
hängigkeit von Frankreich gefährdet würde. Ich habe den 
norddeutschen Bund und Preußen auch nicht als Primolocisten 
bei der Garantierung der belgischen Unabhängigkeit betrachtet, 
sondern ich war der Meinung, daß die europäischen Mächte 
dafür gleichzeitig und gleichmäßig eintreten müßten. Benedetti 
hat mich einmal ganz offen gefragt: Würden Sie uns an- 
greifen, wenn wir in Belgien einrückten? worauf ich antwortete: 
Nein. Weitere Frage: Was werden Sie dann tun? Nous 
chercherons notre Belgique ailleurs! womit ich die Besei- 
tigung der Maingrenze und die volle Einigung Deutschlands
	        
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