Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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meinte. Was aus Belgien geworden wäre, falls Frankreich 
seine Absichten verwirklicht hätte, war für die deutsche Politik 
eine Frage zweiten Ranges; ein französisch-deutscher Krieg 
wäre bei dieser Entwicklung schwerlich ausgeblieben, und wenn 
er denselben Verlauf genommen hätte wie 1870/71, so 
würde auch das Königreich Belgien wieder hergestellt wor- 
den sein. 
Nach dem Kriege hat niemand und am wenigstens ich selbst 
geglaubt, der Friede werde auch nur fünf Jahre zu erhalten 
sein und Deutschland werde nicht über kurz oder lang seine 
großen Erfolge in einem zweiten Kriege verteidigen müssen. 
Die erste Trübung der deutsch-russischen Beziehungen ist 
in erster Linie der Eifersucht zuzuschreiben, die Fürst Gort- 
schakowm gegen mich hegte."') Freilich spielten dabei auch noch 
andere Faktoren mit. 
Der Hauptgrund für den Abschluß des deutsch-österreichi- 
schen Bündnisses war der, daß Rußland Deutschland gegen- 
über damals eine Sprache führte, welche dieses sich nicht ge- 
fallen lassen konnte und deshalb Rückversicherung bei Oester- 
reich nahm. Die russische Kriegspolitik hatte gegen die Türkei 
nicht die erwarteten Erfolge, zum Teile aus militärischen, 
zum Teile aus politischen Gründen. Rußland war nicht ent- 
schlossen und militärisch stark genug gewesen, den Vorstoß 
auf Konstantinopel rechtzeitig zu unternehmen. In der Folge 
war es dann zu spät. Es sind starke diplomatische und stra- 
tegische Fehler gemacht worden, und in Petersburg hat man 
das Bedürfnis empfunden, die Verantwortlichkeit dafür von 
*) Biemarck sagte einmal zu einem Russen: „Ihr Minister 
Gortschakow hielt mich dans Sa grande vanité immer für seinen 
Schüler, und so lange ich unter seinem Niveau stand, wollte er 
mir wohl. Aber als ich mich erhoben hatte, konnte er mir das 
nachher nie verzeihen, haßte er mich und tat alles, was in seiner 
Macht stand, um mir hinderlich zu sein, sogar da, wo meine 
Handlungen für Rußland zu offenbarem Nutzen waren, wie auf 
dem Berliner Kongresse.“
	        
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