— 336 —
und zur Verschwörung, sowie durch die Vielseitigkeit ihrer
Beziehungen nicht nur nach oben hin, sondern auch zur Sozial-
demokratie, zum Zentrum rc. Ich betrachte die Polnische
Frage als die wichtigste nach der sozialdemokratischen und
bin der Ansicht, daß ihre richtige oder unrichtige Behandlung
nicht nur für die Entwicklung unserer inneren Politik, sondern
auch für die Gestaltung unserer Beziehung zum Auslande,
namentlich zu Rußland von großer Bedeutung ist.“)
In Bezug auf unsere Kolonialpolitik äußerte Bismarck,
daß der Kaufmann bedauerlicher Weise in unseren Schutz-
gebieten zu sehr in den Hintergrund tritt. „Ich habe als
Kanzler vom Anfang der Kolonialpolitik an stets den Stand-
punkt vertreten, daß vor allem die Kaufleute in den Kolonien
Berücksichtigung und Förderung erfahren sollten, und daß die
Ausdehnung der politischen Machtsphäre hauptsächlich der
kolonisatorischen Tätigkeit der deutschen Kaufleute folgen sollte.
*) „Welche Gefahr — so schreibt der Gewährsmann der
„Leipz. N. Nachr.“ weiter — der Fürst dem zunehmenden Präva-
lieren des polnischen Einflusses in dem verbündeten Oesterreich-
Ungarn beimißt, muß ich dahingestellt sein lassen, sicher aber ist,
daß er, als vor einigen Jahren die Verbrüderungsfeste der
preußischen und österreichischen Polen in Lemberg stattfanden,
er nicht ohne Besorgnis hinsichtlich des Uebereifers des Oesterreichi-
schen Polonismus auf das Preußische Gebiet war. Die damals
gehaltenen Reden und die ganze Aufnahme, welche den Preußisch-
Polnischen Emissären in Lemberg bereitet worden war, berührten
nach seiner Auffassung in unseren nahen Beziehungen zu Oester-
reich-Ungarn eine bedenkliche Seite, die durch die Gemeinsamkeit
der Interessen beider Kaiserreiche nicht gedacht sei, eben die
polnische. Der Fürst geht, so viel ich weiß, von der Ansicht aus, daß
Oesterreich-Ungarn keine in letzter Instanz genügende Gründe
besitze, den Polnischen Bestrebungen entgegenzutreten, für Preußen
aber sei die polnische Frage ein noli me tangere und vergleichs-
weise von sehr viel realerer und unmittelbarerer Wichtigkeit, als
die Balkanfragen für den österreichisch-ungarischen Staat jemals
gewinnen können.“