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Ich habe aber gegen den Widerstand meiner militärischen Mi-
nisterkollegen, des Kriegs= und Marineministers, meinen Plan
der kolonialen Organisation nicht durchsetzen können; dadurch
sind die jetzigen, auf militärischen und bureaukratischen Ueber-
griffen beruhenden Uebelstände möglich geworden.“
Die Frage des Bismarckdenkmals gab natürlich dem
Fürsten Anlaß zu drastischen Bemerkungen, nach denen zu
schließen er nicht recht daran glauben wollte, daß das Denk-
mal noch bei seinen Lebzeiten zu Stande kommen werde.
Gehässige Bemerkungen, die im Zusammenhang mit der Denk-
malsfrage in der demokratischen, sozialistischen und sonst ge-
sinnungsverwandten Presse zu lesen waren, glossierte er wie
folgt. „Solche Schreibereien beweisen mir immer wieder nur,
wie ungeduldig die Leute auf mein Ende warten und wie
sie froh sein werden, wenn die alte Raketenkiste erst begraben
und ein schicklicher Kranz hingelegt worden ist.“
Als die Rede auf Amerika-Kuba kam, und im Zu-
sammenhang damit die Monroe-Doktrin erwähnt wurde, be-
merkte Bismarck: „Ich halte sie für eine ganz außergewöhnliche
Insolenz der übrigen Welt gegenüber und eine lediglich auf
große Macht gegründete Gewalttat allen Amerikanischen und
denjenigen europäischen Staaten gegenüber, die Interessen in
Amerika haben. Es würde ein Analogon der amerikanischen
Ueberhebung sein, wenn ein europäischer Staat, etwa Frank-
reich oder Rußland, den Anspruch erheben wollte, in Europa
seien keine Verschiebungen der Grenzen ohne seine Zustimmung
erlaubt, oder wenn in Asien irgend eine vorwiegende Macht,
Rußland oder England, die Prätension aufstellen wollte, daß
dort keine Aenderung der politischen Verhältnisse ohne ihre
Zustimmung stattfinden dürfe. Die großen Reichtümer, welche
der amerikanische Boden seinen Bewohnern liefert, hat, wie
es scheint, einen Teil der amerikanischen Gesetzgeber zu einer
Ueberschätzung der eigenen Berechtigung und zu einer Unter-
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band III. 22