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helm IV. an den Kaiser Franz Josef, die Sinnlosigkeit der
Erlasse über die internationale Regelung der Arbeiterfrage.')
Berlin, 17. März 1890.
Morgens. Unterredung mit dem General v. Hahnke, be-
treffend die amtliche Eröffnung, daß der Kaiser die Ein-
reichung von Bismarcks Entlassungsgesuch erwarte.““)
Berlin, 17. März 1890.
Nachmittags. Ministerrat unter Vorsitz Bismarcks.
In Biemarcks Notizen: „Zu meinem Rücktritt“ heißt es
darüber: „Der Vizepräsident des Staatsministeriums (von
Boetticher) erklärte, daß er und seine Kollegen über meinen
Rücktritt tiefbetrübt wären. Er habe bis dahin gehofft, daß die
Frage seiner Entlassung, eine Aufforderung, deren Ablehnung
der greise Kanzler mit seinem Alter und seiner Gesundheit be-
gründete.“
*) Moritz Busch, Tagebuchblätter, Bd. III, Seite 275
bis 277.
"“*) Penzler „Fürst Bismarck nach seiner Entlassung“ Bd. II,
S. 206. Es gibt über diese Unterredung verschiedene nicht be-
glaubigte Versionen. Bismarck hat sich darüber nach der Ent-
lassung verschiedenen Personen gegenüber ausgesprochen. In einem
von den „Hamburger Nachrichten“ nicht gebilligten Artikel der
„Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, betitelt: „Die Wahrheit
kommt endlich an den Tag“, heißt es: „Bismarck erklärte dem
General, er würde aus rein politischen Erwägungen es für eine
Gewissenlosigkeit gegenüber dem Kaiser wie dem Vaterlanoe halten,
unter den gegebenen Verhältnissen fahnenflüchtig zu werden. Wolle
der Kaiser und König ihn absetzen, so bedürfe es nicht eines
Abschiedgesuches; der Kaiser habe dazu das uneingeschränkte Recht.
Aber er, Bismarck könne nicht seine politische Laufbahn mit einem
Akte beschließen, dessen Folgen er für das größte Unglück halten
müßte, von welchem zurzeit unser Volk betroffen werden könne.“
Ganz analog ist das Gespräch wiedergegeben von Liman a. a. O.,
Seite 56.