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Bismarck: „Ich möchte gerne ein Theater besuchen, wenn
es nur mehr ungesehen geschehen könnte und ich nicht immer
posieren müßte. — Es kommt mir jetzt ganz eigentümlich
vor, wenn ich morgens aufwache, mit dem Bewusßtsein, nichts
zu tun zu haben und keinerlei Verantwortlichkeit zu tragen
für etwas, was in der Welt geschieht und wenn ich dann
die Zeitung lese, ohne immer denken zu müssen: was sollst
du dazu sagen?“
Woermann: „Ich hoffe, Durchlaucht werden doch dem
politischen Leben nicht ganz ferne bleiben.“
Bismarck: „Ich bin jetzt 75 Jahre alt, und wenn man
sich in dem Alter zur Ruhe setzt, hat es dabei wohl sein Be-
wenden. — Ja, Herr Woermam , wir sind Beide nicht
wiedergewählt.“
Woermann: „Aber im Reichstag dürfen wir hoffen, Sie
doch noch einmal auftreten zu sehen.“
Bismarck: „Das ist vielleicht etwas anderes“.
Als sich das Gespräch der Sozialdemokratie zuwandte,
bemerkte Bismarck: „Nicht die Streiks sind das Schlimmste,
denn sie gehen vorüber, aber das Traurigste für die Arbeiter
würde es sein, wenn einmal in Folge dieser Vorgänge die
Arbeitgeber die Lust verlören, weiter arbeiten zu lassen.“
Als die Rede auf die Möglichkeit einer Rückkehr nach
Berlin kam, äußerte er: „In meinem Alter macht man einen
so großen Umzug nicht zum zweiten Male.“
Auf die Frage, ob er den Herzogstitel führe, gab er
zur Antwort: „Die Sache hat ja im „Reichsanzeiger“ ge-
standen: was dort steht ist wahr. Nach Hamburg werde ich
jetzt gerne häufiger kommen, vorausgesetzt, daß man dort
nicht allzuviel Notiz von mir nehmen will.“
Als der Fackelzug sich auf seinem Rückwege von der
Wiese her wieder dem Schlosse näherte, baten die Hamburger
Herren sich verabschieden zu dürfen. Trotz ihrer Bitte, sitzen
zu bleiben, erhob sich Bismarck und drückte jedem Einzelnen