dann in lateinischer Sprache dem Kaiser überreicht wurde. Verlesung
wie Übergabe erfolgte durch den damaligen kursächsischen Vizekanzler
Dr. Bayer. Wohl war mancher erstaunt, wie doch diese Bekenntnis-
schrift, die Confessio Fidei Augustana, die augsburger Konfession,
so gar nichts enthielt, was nach verschriener ketzerischer Irrlehre aussah;
sondern alles war auf dem Boden der Schrift aufgebaut und wollte
im Herzen eines jeden eine wirkliche Kirche aufbauen. Mancher der
Zuhörer, der damals noch schwankend war, ist durch die Anhörung
gewonnen worden, und namentlich nach dem Norden zu brach sich diese
Bekenntnisschrift ersten Ranges Bahn. Und sicher war es ein Zeichen der
Schwäche, wenn die auf kaiserlichen Befehl verfaßte Widerlegung, deren
erste Bearbeitung Karl V. selbst verwarf, am 3. August zwar feierlich
verlesen, aber, wie es doch wohl billig gewesen wäre, den Gegnern eben-
falls im Druck nicht mitgeteilt wurde. Die Protestanten verfaßten nach
dem, was sie gehört hatten, eine Apologie, eine Verteidigungsschrift,
deren Annahme der Kaiser verweigerte. Er ging dabei von der
bequemen Ansicht aus, daß in seinen Augen die Protestanten durch