Full text: Rechtslexikon. 1. Band: A-K (1)

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oder capitulum. Die c werden in c mun- 
dana, ecclesiastica, mixta eingeteilt. 
I. Die c mundana können sein: 
1. C legibus addenda, Zusätze zu Volks- 
rechten, unter Zustimmung des Volkes 
oder des Reichstages als personales Recht 
erlassen; so wurden zur Lex Salica 7 c 
Chlodwigs und anderer, besonders die c 
Legi Salicae addita von 820 erlassen, 
ferner zur Lex Ribuaria 803 von Karl ein 
capitulare legi Ribuariae additum, ebenso 
zur lex Baiuwariorum die c ad legem 
Baiuwariorum addita 801—813. 
2. C per se scribenda, Territorialrecht 
bildende Verordnungen, welche vom Kö- 
nige nach einer Beratung mit den Großen 
erlassen werden. 
3. C missorum werden den missi als 
Instruktion oder zur Publikation mit- 
gegeben. 
II. Eine Sammlung von Kapitularien 
Karls und Ludwigs I. 827 veranstaltete der 
Abt Ansegisus von Fontanella (S.Wandrille 
in der Diözese Rouen). — Eine gefälschte 
Ergänzung ist im 9. sc von Benedictus Le- 
vita zu Mainz im Interesse der Kirche und 
zugunsten der Bischöfe verfaßt worden. 
Stobbe Rsquellen 1 231; Seckelin NArch 26 87, 
81238; Brunner DR@esch 1551; Schröder DRGesch 
Carlyle, Thomas, * 4. Dez 1795 in 
Ecclefechan (county Dumfries), $ in Lon- 
don 5. Febr 1881. 
Von seinen zahlreichen Schriften haben die 
Letters and speeches of Oliver Cromwell, Lon- 
don 45, 2, Supplement London 46, für die Ge- 
schichte des englischen Staatsrechtes besonder.: 
Bedeutung, obwohl Carlyles Anmerkungen nicht 
immer unparteiisch bleiben. Für seine (Buckles 
Auffassung antgegengesetzien) geschichtsphilo- 
sophischen Orundideen und seine sozialpoliti- 
schen Anschauungen sind besonders charak- 
teristisch: der 1831 geschriebene Sartor Re- 
sartus (Frasers Magazine 1833/34, erste Ausgabe 
in Buchform Boston 35, 2d edition London 38 
u.ö.); Critical and miscellaneous essays, London 
39 (u. ö.); Chartism, London 39 (u. ö.); On Heroe- 
worship, London 41 (u. ö.); Past and Present, 
London 43 (u. ö.); Latter-day Pamphlets, London 
50 (u. ö.). Er besorgte selbst 1868-70 eine 
große zweite Gesamtausgabe (Library Edition) 
seiner Schriften, London 72—74, 36, 70-82, 34; 
daneben erschien noch eine vielfach wiederholte 
Peoples edition, London 71ff. Bogeng. 
Carmer, Johann Heinrich Casimir 
Graf von, * 29. Dez 1721 in Kreuznach, 
trat 1749 in den pr Staatsdienst, wurde 
1750 Regierungsrat in Oppeln, 1751 Di- 
rektor, 1763 Präsident der Regierung zu 
Breslau, 1768 Justizminister und Chef- 
präsident sämtlicher Regierungen in 
Schlesien, 1779 Großkanzler und Chef de 
  
capitula — Carolina. 
Justice, in welcher Eigenschaft er, von 
seinem bedeutendsten Mitarbeiter Suarez 
unterstützt, die Reform des pr Justizwe- 
sens leitete (Verbesserung des Zivilpro- 
zesses und der Gerichtsverfassung, Vor- 
bereitung des Allgemeinen Landrechtes, 
Durchführung des ritterschaftlichen Kre- 
ditwesens). Er nahm 1798 den Abschied 
und f am 23. Mai 1801 auf seinem Gute 
Rützen. Bogeng. 
Carolina, d. i. die Constitutio Crimi- 
nalis Caroli (abgekürzt CCC), ist von 
Karl V. 1532 auf dem Reichstage in Re- 
gensburg als Peinliche Gerichtsordnung 
(oder als Halsgerichtsordnung) erlassen 
worden. Ihre Vorläufer waren die Nürn- 
berger Halsgerichtsordnung von 1481, 
1526; die Tiroler Malefizordnung (Tyro- 
liensis) von 1499; die Radolfszeller Hals- 
gerichtsordnung voa 1506; die Laibacher 
Malefizordnung von 1514. Vgl Stobbe 
DRQu 2 237. 
I. Als mater Carolinae bezeichnet man 
die Bambergensis, die 1507 von Johann 
von Schwarzenberg und Hohenlandsberg 
(1463— 1528), der selbst nicht Jurist, aber 
Vorsitzender des Hofgerichtes des Bi- 
schofs von Bamberg war, verfaßt worden 
ist. Als soror Carolinae bezeichnet man 
die Brandenburgica, 1516 für Ansbach 
und Bayreuth in Anwendung. Die vier 
Entwürfe der Carolina wurden 1521 in 
Worms, 1522—1523 in Nürnberg, 1529 in 
Speyer, 1530 in Augsburg vom Reichstage 
verhandelt. Die definitive Annahme in 
Regensburg 1532 erfolgte unter der sal- 
vatorischen Klausel zugunsten der parti- 
kularen Landesrechte. 
ll. Die CCC ist eine Prozeßordnung, 
die bei der Lehre vom Urteil das Straf- 
recht mit behandelt. 
1. Das Strafrecht ist in Artikel 104 bis 
180 enthalten; Artikel 104 (einzige zwin- 
gende Vorschrift): mit peinlicher Strafe 
darf nur belegt werden, was nach rRe 
peinlich gestraft wird. — 106: Gottes- 
lästerung. — 107: Meineid. — 116 bis 123: 
Sittlichkeitsdelikte. — 130 bis 156: Tö- 
tungsdelikte. 
2. Das Verfahrensrecht beruht zunächst 
auf dem Anklageprinzip und dem Inqui- 
sitionsprinzip. Letzteres ist später allein 
herrschend als: klag von der oberkeyt und 
ampts wegen. — Zur Besetzung des Ge- 
richtes gehören der Richter, die Schöffen, 
der Gerichtsschreiber. Nach Artikel 219 
findet Aktenversendung statt. — Beweis-
	        
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