Full text: Rechtslexikon. 1. Band: A-K (1)

Ehrenzeichen — Eichelhypospadie. 
fort, wie der OÖ auch Gesandte beglaubigt, 
z. B. in Wien. 
Im Gebiete des ganzen Deutschen Rei- 
ches bewirkt die Aberkennung der bür- 
gerlichen Ehrenrechte u. a. den dauern- 
den Verlust der Eh und O, S 33, und die 
Unfähigkeit, während der im Urteile be- 
stimmten Zeit Eh und O zu erlangen, S 
34 Ziff 3. Abgesehen hiervon tritt der 
Verlust eines Eh oder O ein bzw kann 
eine Entziehung durch das Staatsober- 
haupt oder durch das „Kapitel‘ des O, 
wo ein solches besteht, in allen den- 
jenigen Fällen stattfinden, die das Statut 
des betreffenden Eh oder O ausdrücklich 
vorsieht. Nach MS 30 bis 42 hat Verurtei- 
lung zur Entfernung aus dem Heere, zum 
Verlust des Offiziertitels und zur Verset- 
zung in die zweite Klasse des Soldaten- 
standes ebenfalls den Verlust der Eh und 
O zur Folge. Das unbefugte Tragen eines 
Eh oder O wird nach S 360 Ziff 8 als 
Übertretung mit Geldstrafe bis zu 150 M 
oder mit Haft bestraft. 
Nach dem Ableben des Inhabers sind 
die meisten Eh und O seitens der Erben 
zurückzuliefern. Bei einzelnen Verdienst- 
auszeichnungen (z. B. in Preußen beim 
Roten Adler-O IV. Klasse, dem Allget 
meinen Eh in Gold, dem Militär-Eh 1. 
Klasse: je 45 M; beim Allgemeinen Eh 
in Silber und beim Militär-Eh Il. Klasse 
je 9 M) besteht die Einrichtung, daß Wit- 
wen und Waisen verstorbener Inhaber, 
aber nur im Falle nachgewiesener Be- 
dürftigkeit, für die Rücklieferung eine Ent- 
schädigung erhalten. 
Nach Z 811 Ziff 11 sind u. a. die Ori- 
ginale der Eh und O der Pfändung nicht 
unterworfen. 
a" eteres über Orden und die diese betreffende Literatur 
s.d. 
Heyden Ehrenzeichen der erloschenen und bestehen- 
den Staaten Deutschlands und Österreich-Ungarns, Frank- 
furt a.M. 021; Epstein Die Vorschriften der deutschen 
Bundesstaaten über das Tragen und die Rückgabe der 
Orden und Ehrenzeichen, Berlin 07. 
Kekule von Stradonitz. 
Ejakulation (Ausspritzung des Sa- 
mens) ist ein Reflexvorgang. Das hier- 
für in Betracht kommende „Zentrum“, 
d. i. die Einsammel- und Austrittsstelle 
der bezüglichen Reizkomplexe, licgt 
höchstwahrscheinlich am untersten Teil 
des Lendenmarkes; von hier aus werden 
die Kontraktionen (Zusammenziehungen) 
der Beckenmuskulatur innerviert. Hat 
die Innervation dieser irgendwie gelitten, 
so fließt der Samen nur noch langsam ab, 
die Erektion jedoch besteht weiter, da 
  
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deren Innervation sowohl von dem Len- 
denmark als auch von höher gelegenen 
Teilen des Rückenmarks bewerkstelligt 
wird. Auf der Tatsache, daß die Ejakula- 
tion ebenso wie die Erektion Reflexe dar- 
stellen, beruht die sogenannte „psychische 
Impotenz‘, d. h. die Unfähigkeit einer 
Person, einer bestimmten anderen gegen- 
über Wollustempfindungen zu erlangen. 
Es kommt hinzu, daß bei dem Vorgang 
auch das sympathische Nervengeflecht 
stark beteiligt ist; diese Beteiligung 
spricht sich gerade darin aus, daß z. B. 
Affekte, Angstzustände häufig das prä- 
zise Eintreten sowohl der Erektion als 
auch der Ejakulation behindern. Dieser 
relativen Impotenz steht gegenüber die 
absolute Impotenz, welche bei Tabes 
(Rückenmarksschwindsucht), Paralyse 
(Gehirnerweichung) , Idiotie, schwerer 
Neurasthenie auftritt. Die Ejaculatio prae- 
cox, d. i. der vorzeitige Samenerguß, ist 
häufig die Folge von Neurasthenie. So- 
wohl relative als absolute Impotenz kön- 
nen bei Eheanfechtungen und Ehe- 
trennungen wichtig werden. Cohn. 
Eichelhäher s. Häher. 
Eichelhypospadie beruht auf einer 
Spaltbildung im Penis bzw auf einer Öff- 
nung der Harnröhre dicht unterhalb der 
Eichelspitze. Sie ist ohne Belang für die 
Zeugungsfähigkeit und kommt nach 
Liman häufiger vor, als man gewöhnlich 
annimmt. Wichtiger als diese angeborene 
geringe Mißbildung des männlichen Ge- 
nitals ist ein höherer Grad von Hypospa- 
die, bei welchem die Spaltbildung im 
Penis von dessen Wurzel bis zur Eichel 
reicht, ja selbst bis in die Hodennaht 
(Raphe) sich erstreckt. Befindet sich die 
Öffnung der Harnröhre nach oben hin, 
entweder auf dem Rücken des Penis oder 
unmittelbar an seiner Anheftungsstelle, 
d. h. ist sie dorsal belegen, so haben wir 
es mit einer Epispadie oder Anaspadie 
zu tun. Diese Anomalie ist äußerst sel- 
ten und geht mit anderweitiger Verkrüp- 
pelung der Genitalien einher; ja der Pe- 
nis ist hierbei häufig nur rudimentär. In 
diesem Falle ist der Begattungsakt nicht 
möglich. Die Erektion des Penis ist aber 
auch dann beeinträchtigt, wenn Hypo- 
und Epispadie, d. h. eine totale Spaltbil- 
dung bei einem Individuum sich zusam- 
menfindet. Steigt die Epispadie oder die 
Hypospadie bis an die Wurzel des Penis, 
so ist die Zeugungsfähigkeit zwar frag-
	        
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