Fingerabdrucksverfahren.
zweigt sich eine nach oben gewölbte Pa-
pillarlinie ab, welche das Muster der Fin-
gerbeere gewissermaßen umschließt. Die
Stelle, an welcher eine derartige Abzwei-
gung erfolgt, wird als Delta bezeichnet.
Beim Schlingenmuster ist stets nur ein
Delta zu sehen, und zwar an der Seite,
welche der Richtung bzw der Mündung
der Schlingen abgekehrt liegt, beim Bo-
genmuster fehlt das Delta in der Regel
überhaupt; bei dem W-Muster sind dage-
gen stets zwei Deltas erkennbar. Die L-
Muster zerfallen, wie bereits erwähnt, in
Schlingen und Bogen. Bei den Schlin-
gen kann die Mündung entweder dem
Kleinfinger oder dem Daumen zugekehrt
sein oder unter Bezugnahme auf die
Knochen des Unterarmes entweder der
Ulna oder dem Radius. Im ersteren Falle
heißt die Schlinge Ulnar-, im letzteren
Radialschlinge. Ein Übelstand bei dieser
Bezeichnung ist, daß auf den Fingerab-
drucksformularen die Rubriken für die
Finger der linken Hand nicht in der natür-
lichen Reihenfolge, mit dem Kleinfinger
beginnend, sondern umgekehrt, analog
der rechten Hand, angeordnet sind, so
daß bei der linken Hand eine Schlinge,
deren Mündung auf der Karte dem Klein-
fingerabdruck zugekehrt erscheint, in
Wahrheit mit der Mündung dem Daumen
zugekehrt, also eine Radialschlinge ist,
und umgekehrt. Da die Schlingenmuster
weitaus am häufigsten vorkommen, ist
noch eine Unterteilung der Ulnar- und
Radialschlingen, welche abgekürzt mit
den Buchstaben U und R bezeichnet wer-
den, erforderlich. Zu diesem Zwecke
wird die Kuppe der innersten Schlinge
bzw der von den Schlingen eingeschlosse-
nen innerste ‚Stange‘, der ‚innere Ter-
minus‘, mit dem „äußeren Terminus‘,
dem Punkte oder der Papillarlinie, an
welcher die das Delta bildenden Linien
auseinanderlaufen, durch eine gerade
Linie verbunden, und es werden die Pa-
pillarlinien gezählt, welche die Verbin-
dungslinien schneiden oder berühren. An
den Zeigefingern beider Hände werden
Muster, bei denen mehr als 9 Papillar-
linien gezählt werden, mit o, die anderen
mit i bezeichnet, an den Mittelfingern
fallen Muster mit mehr als 10 Papillar-
linien unter o, die anderen unter i. Bei
großen Registraturen werden noch Ring-
und event Kleinfinger benutzt; bei letzte-
rem wird lediglich die Anzahl der Linien
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einfach notiert. Die Bogen werden in
„einfache“ und „tannenartige‘‘ Bogen ein-
geteilt. Unter den W-Mustern werden
Schneckenmuster, zusammengesetzte und
zufällige Muster unterschieden und die
zusammengesetzten Muster wieder in
Zentraltaschenschlingen, Doppelschlingen
und Zwillingsschlingen eingeteilt. Zu-
fällige Muster sind solche, die in keiner
der vorgenannten Gruppen untergebracht
werden können. Zur Klassifikation wer-
den die Muster im Wege des „Nachfah-
rens‘‘ in die Gruppen i, m und r geteilt.
Ein W-Muster zeigt bekanntlich zwei Del-
tas, deren jedes einen „Oberarm‘ und
einen „Unterarm‘‘ aufweist. Endet der
Unterarm des linken Deltas oberhalb des
Unterarms des rechten, so heißt das Mu-
ster iÄ, endet er unterhalb, so heißt das
Muster r. Liegen zwischen den beiden
Unterarmen nicht mehr als drei Papillar-
linien, so heißt das Muster m. Endet der
linke Unterarm vor dem rechten, so ist
die nächste unter ihm liegende Papillar-
linie entscheidend, die bis über, an oder
unter den rechten Unterarm greift. Für
sämtliche vorbeschriebenen Muster sind
außerdem zahlreiche bestimmte Kennzei-
chen aufgestellt, die es ermöglichen, zwei-
felhafte Muster einer bestimmten Klasse
zuzuteilen. — Die Klassifikation geschieht
zunächst nach den Hauptgruppen. Die
Muster der 10 Finger sind auf dem For-
mular fortlaufend von 1 bis 10 numeriert.
Sie werden in 5 Brüchen derart geschrie-
ben, daß Muster 1 Zähler, Muster 2 Nenner
des ersten Bruches ist, dann Muster 3 Zäh-
ler des zweiten Bruches usw. Für jedes
in den 5 Brüchen vorkommende L wird
eine 0, für ein W im ersten Bruche 16,
im zweiten 8, im dritten 4, im vierten 2,
im fünften 1 gesetzt. Sämtliche Zähler
werden zusammengezählt, die Zahl 1 ad-
diert und die gewonnene Ziffer als Nenner
eines neuen Bruches geschrieben; dann
werden die 5 Nenner addiert, 1 hinzuge-
fügt und die Summe als Zähler des neuen
Bruches geschrieben. Dieser Zähler gibt
die Serie, der Nenner die Nummer inner-
halb der Serie an, unter welche die Karte
registriert wird. Innerhalb der Nummern
erfolgt dann eine Subklassifikation, bei
L-Mustern nach U (Ulnarschlinge), R (Ra-
dialschlinge) und A (arcus, Bogenmuster),
innerhalb dieser wieder durch Zählen der
Papillarlinien. Die W-Muster werden ent-
weder auf Grund des Nachfahrens oder in