Full text: Rechtslexikon. 1. Band: A-K (1)

Fingerabdrucksverfahren. 
zweigt sich eine nach oben gewölbte Pa- 
pillarlinie ab, welche das Muster der Fin- 
gerbeere gewissermaßen umschließt. Die 
Stelle, an welcher eine derartige Abzwei- 
gung erfolgt, wird als Delta bezeichnet. 
Beim Schlingenmuster ist stets nur ein 
Delta zu sehen, und zwar an der Seite, 
welche der Richtung bzw der Mündung 
der Schlingen abgekehrt liegt, beim Bo- 
genmuster fehlt das Delta in der Regel 
überhaupt; bei dem W-Muster sind dage- 
gen stets zwei Deltas erkennbar. Die L- 
Muster zerfallen, wie bereits erwähnt, in 
Schlingen und Bogen. Bei den Schlin- 
gen kann die Mündung entweder dem 
Kleinfinger oder dem Daumen zugekehrt 
sein oder unter Bezugnahme auf die 
Knochen des Unterarmes entweder der 
Ulna oder dem Radius. Im ersteren Falle 
heißt die Schlinge Ulnar-, im letzteren 
Radialschlinge. Ein Übelstand bei dieser 
Bezeichnung ist, daß auf den Fingerab- 
drucksformularen die Rubriken für die 
Finger der linken Hand nicht in der natür- 
lichen Reihenfolge, mit dem Kleinfinger 
beginnend, sondern umgekehrt, analog 
der rechten Hand, angeordnet sind, so 
daß bei der linken Hand eine Schlinge, 
deren Mündung auf der Karte dem Klein- 
fingerabdruck zugekehrt erscheint, in 
Wahrheit mit der Mündung dem Daumen 
zugekehrt, also eine Radialschlinge ist, 
und umgekehrt. Da die Schlingenmuster 
weitaus am häufigsten vorkommen, ist 
noch eine Unterteilung der Ulnar- und 
Radialschlingen, welche abgekürzt mit 
den Buchstaben U und R bezeichnet wer- 
den, erforderlich. Zu diesem Zwecke 
wird die Kuppe der innersten Schlinge 
bzw der von den Schlingen eingeschlosse- 
nen innerste ‚Stange‘, der ‚innere Ter- 
minus‘, mit dem „äußeren Terminus‘, 
dem Punkte oder der Papillarlinie, an 
welcher die das Delta bildenden Linien 
auseinanderlaufen, durch eine gerade 
Linie verbunden, und es werden die Pa- 
pillarlinien gezählt, welche die Verbin- 
dungslinien schneiden oder berühren. An 
den Zeigefingern beider Hände werden 
Muster, bei denen mehr als 9 Papillar- 
linien gezählt werden, mit o, die anderen 
mit i bezeichnet, an den Mittelfingern 
fallen Muster mit mehr als 10 Papillar- 
linien unter o, die anderen unter i. Bei 
großen Registraturen werden noch Ring- 
und event Kleinfinger benutzt; bei letzte- 
rem wird lediglich die Anzahl der Linien 
  
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einfach notiert. Die Bogen werden in 
„einfache“ und „tannenartige‘‘ Bogen ein- 
geteilt. Unter den W-Mustern werden 
Schneckenmuster, zusammengesetzte und 
zufällige Muster unterschieden und die 
zusammengesetzten Muster wieder in 
Zentraltaschenschlingen, Doppelschlingen 
und Zwillingsschlingen eingeteilt. Zu- 
fällige Muster sind solche, die in keiner 
der vorgenannten Gruppen untergebracht 
werden können. Zur Klassifikation wer- 
den die Muster im Wege des „Nachfah- 
rens‘‘ in die Gruppen i, m und r geteilt. 
Ein W-Muster zeigt bekanntlich zwei Del- 
tas, deren jedes einen „Oberarm‘ und 
einen „Unterarm‘‘ aufweist. Endet der 
Unterarm des linken Deltas oberhalb des 
Unterarms des rechten, so heißt das Mu- 
ster iÄ, endet er unterhalb, so heißt das 
Muster r. Liegen zwischen den beiden 
Unterarmen nicht mehr als drei Papillar- 
linien, so heißt das Muster m. Endet der 
linke Unterarm vor dem rechten, so ist 
die nächste unter ihm liegende Papillar- 
linie entscheidend, die bis über, an oder 
unter den rechten Unterarm greift. Für 
sämtliche vorbeschriebenen Muster sind 
außerdem zahlreiche bestimmte Kennzei- 
chen aufgestellt, die es ermöglichen, zwei- 
felhafte Muster einer bestimmten Klasse 
zuzuteilen. — Die Klassifikation geschieht 
zunächst nach den Hauptgruppen. Die 
Muster der 10 Finger sind auf dem For- 
mular fortlaufend von 1 bis 10 numeriert. 
Sie werden in 5 Brüchen derart geschrie- 
ben, daß Muster 1 Zähler, Muster 2 Nenner 
des ersten Bruches ist, dann Muster 3 Zäh- 
ler des zweiten Bruches usw. Für jedes 
in den 5 Brüchen vorkommende L wird 
eine 0, für ein W im ersten Bruche 16, 
im zweiten 8, im dritten 4, im vierten 2, 
im fünften 1 gesetzt. Sämtliche Zähler 
werden zusammengezählt, die Zahl 1 ad- 
diert und die gewonnene Ziffer als Nenner 
eines neuen Bruches geschrieben; dann 
werden die 5 Nenner addiert, 1 hinzuge- 
fügt und die Summe als Zähler des neuen 
Bruches geschrieben. Dieser Zähler gibt 
die Serie, der Nenner die Nummer inner- 
halb der Serie an, unter welche die Karte 
registriert wird. Innerhalb der Nummern 
erfolgt dann eine Subklassifikation, bei 
L-Mustern nach U (Ulnarschlinge), R (Ra- 
dialschlinge) und A (arcus, Bogenmuster), 
innerhalb dieser wieder durch Zählen der 
Papillarlinien. Die W-Muster werden ent- 
weder auf Grund des Nachfahrens oder in
	        
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