Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

Vor dem zweiten dänischen Kriege. 133 
den Gräbern der braven gefallenen schleswig-holsteinischen Krieger gelagert, das 
grimmige Antlitz nach Süden kehrte. 
Infolge ihrer kurzen Dienstzeit zeigte sich die dänische Armee nur 
mangelhaft ausgebildet, ohne militärischen Geist. Die Mannschaft war gesund, 
kräftig und ausdauernd; doch erscheint es ganz natürlich, wenn der ungewandte 
Jüte, welcher zu Hause in seinen Marschen in schwerfälligen Holzschuhen einher- 
poltert, sich nicht so leicht in den strammen Lausschritt hineinfinden konnte. 
Manche Regimenter hatten in ihren Reihen viele geborene Schleswiger, welche 
nur auf die Gelegenheit warteten, dem verhaßten Danebrog Valet zu sagen. 
Dem Offizierkorps, welches zum großen Teil aus Kaufleuten bestand, die 
nur für die Dauer des Krieges Dienst genommen hatten, fehlte die eigentliche 
militärische Bildung. Der ausgeprägte Haß gegen alles Deutsche allein konnte 
den Heldenmut nicht entflammen, welcher auch dem Widerstand eines kleinen 
Volkes gegen übermächtige Feinde Nachdruck verleihen kann. 
Die Infanterie war mit guten und neuen Waffen versehen (Dorn= und 
Miniégewehren). Nach den Verlusten an Waffen bei dem Danewirke und bei 
Düppel mußten freilich später auch die glatten Gewehre zur Aushilfe dienen. 
Die Feldartillerie hatte kaum mit Einführung der gezogenen Geschütze begonnen, 
doch war diese Waffe unter tüchtigen Offizieren diejenige, welche sich während 
des Feldzugs noch am besten bewährte. 
So sah es in der dänischen Armee aus, als gegen Mitte November 1863 
der König Friedrich VII. von Dänemark starb und der sogenannte „Protokoll- 
prinz Christian“ die Regierung, trotz der vermeintlichen Ansprüche des Herzogs 
von Augnstenburg, auch in den deutschen Landen Schleswig-Holstein übernahm. 
Seine erste Regierungshandlung war die Annahme einer Verfassung, durch 
welche das deutsche Herzogtum Schleswig dem dänischen Staate einverleibt und 
von seinem Bruderlande Holstein, mit dem es „up ewig ungedeelt"“ bleiben 
sollte, losgetrennt wurde. Damit war plötzlich den bereits lange schwebenden 
Streitigkeiten zwischen Deutschland und Dänemark ein neuer Grund hinzugefügt 
worden. 
Wieder trat als unabweisliche Mahnung die schleswig-holsteinische Ehren- 
schuld vor das Gewissen des deutschen Volkes und seiner Fürsten. Unerträglich 
hatten sich die Zustände in den Nordmarken gestaltet; das kleine Dänemark be- 
nutzte die Spannung zwischen den beiden deutschen Vormächten sowie die Ohn- 
macht und Schwerfälligkeit des Dentschen Bundes, um anderthalb Jahrzehnte 
hindurch in den unter seinem Zepter stehenden Herzogtümern deutsches Recht, 
deutsche Sitte mit Füßen zu treten, um dänische Beamte, gleichviel welchen 
Rufes und Charakters, dänische Geistliche, Lehrer, Rechtsbeamte einzusetzen, die 
dänische Sprache in allen Kreisen einzuführen, die deutsche Jugend im dänischen 
Sinne zu erziehen und den altgesitteten, an der Väter Satzung und Recht mit 
unerschütterlicher Treue festhaltenden Bruderstamm der dänischen Willkür zu 
unterwersen. Der Schmerzensruf des verlassenen Bruderstammes klang immer 
lauter an das Ohr jedes Deutschen und mußte den deutschen Zorn Eieue 
Dänemark und die Teilnahme für Schleswig-Holstein in um so höherem Grade
	        
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