160 Der Deutsch-dänische Krieg.
die Krieger blicken vertrauensvoll auf ihn. Der alte Feldherr trägt ja die Ehren-
zeichen auf der Brust, die jeden Preußen mit stolzen Erinnerungen erfüllen.
Er hat sich als Jüngling von dreiundzwanzig Jahren in den Unglückstagen
Preußens, Anno 1807, den Orden pour le mörite erworben, der bis dahin
nur die Helden des Siebenjährigen Krieges schmückte. Seine Brust ziert auch
das Kreuz von Eisen, das stolze Zeichen aus schwerer Zeit, das mit dem letzten,
der es trägt, in die Grube sinken wird, dessen Bild aber in der Spitze der
Fahnen eine ernste Erinnerung bleibt, nie zu vergessen, wofür die Väter ge-
blutet und was Herrliches sie errungen haben.
Auch im Jahre 1848 hat der Marschall die Fahnen siegend über das
Danewirke geführt, und viele der älteren Offiziere haben sich in jenem Kriege
erprobt und bewährt, darunter auch sein ihm jetzt zur Seite stehender Chef
des Generalstabes, General Vogel von Falckenstein, gleichfalls ein Ve-
teran von Anno Dreizehn mit dem Ehrenzeichen von Eisen. Das preußische
Armeekorps führt ein jugendlicher, feuriger Held, ein königlicher Prinz, der
seine persönliche Tüchtigkeit schon in tollkühner Reiterattacke gezeigt hat und
sich jetzt als Feldherr bewähren soll. Die Märker kennen ihren komman-
dierenden General Prinz Friedrich Karl; die Westfalen schauen neugierig,
wie der „rote brandenburgische Adler“ durch ihre Reihen fliegt, als müsse
alles im Sturme gehen, und der schleswigsche Bauer, der seinen Aufruf an
die Landesbewohner liest, ruft schmunzelnd: „He is'n Dibvelskerl!“
Den Wrangel an der Spitze, Der alte Wrangel fraget
Prinz Friedrich Karl dazu, Den dän'’schen General:
So zieh'n wir aus zum Kampfe, „Willst, Däne, du nun weichen,
Zieh'n sonder Rast und Ruh'. Noch laß ich dir die Wahl."“
Es ist zwar bitter grimmig Der Däne sprach: „So leichthin
Und eisig kalt der Nord, Wir geben's Land nicht auf.“
Doch warm der Deutschen Herzen; Da ruft der Alte: „Kinder,
Nun gilt's: Ein Mann, ein Wort! In Gottes Namen drauf!“
Die preußischen Garden werden unter dem Kommando des Generals von
der Mülbe mit dem österreichischen Korps vereinigt; den Oberbefehl über das-
selbe führt Feldmarschallleutnant von Gablenz, der sich auf den Schlacht-
feldern Italiens unter „Vater Radetzky“ und in Ungarn unter dem kühnen
einäugigen Reitergeneral Grafen Schlick herangebildet, der bei Solferino das
hochgeschätzte Maria-Theresien-Ehrenzeichen davongetragen hat und, hochbegabt,
staatsmännische Kunst mit ritterlicher Tapferkeit vereint.
In der Frühe des 1. Februar 1864 geht es mit wehenden Fahnen unter
dem Jubel der Landeseinwohner über die Eider. Das kombinierte Korps des
Feldmarschallleutnants von Gablenz marschiert gerade auf das Danewirke los,
Prinz Friedrich Karl rückt von Kiel aus über Eckernförde gegen Missunde.
Zwei dänische Kriegsdampfer erscheinen in der Eckernförder Bucht, und alles
lacht auf den Schiffen, als drei sechspfündige preußische Batterien auffahren;
die „kleinen Dinger“, glaubt man, können nichts ausrichten; aber schon nach
den ersten Schüssen sieht man, wie der übermütige Däne Reißaus nimmt; er
dachte wohl an das Schicksal, das in eben diesem Wasser nicht gar so lange