Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

Vor den Schanzen. 183 
„Die Brigade Raven“, lautet der Befehl für den 28. März, „geht so 
weit, daß ihre Vorposten sich bis auf drei- bis vierhundert Schritt vor den 
Schanzen eingraben.“ — Die Brigade thut's trotz der tapferen Gegenwehr, 
trotz der Kartätschen des „Wolf Racker“, wie die Achtzehner seit diesem Tage 
das Schiff nannten. Ein Soldat meinte, sie wären sogar in die Schanzen 
gekommen, „wenn Kahn verfluchtiger nix gewesen wär'.“ Mit klingendem 
Spiele wurden die Tapferen im Lager empfangen, und in der folgenden Nacht 
begann der Bau der Parallelen. 
Parallelen nennt man Gräben mit Brustwehren, die man um einen be- 
lagerten Punkt zieht; von der ersten Parallele geht man durch Approchen 
(Annäherungsgräben) zur zweiten und dann zur dritten Parallele vor. Der 
Sappeur arbeitet, indem er einen schützenden Schanzkorb vor sich herrollt. 
  
Die Parallelen werden mit Batterien gespickt, welche die feindlichen Geschütze 
zum Schweigen bringen und Bresche für die Sturmkolonnen schießen sollen. 
Es ist ein mannigfaltiges, buntes, bewegtes Lagerleben, das sich vor den 
Schanzen entwickelt, die gestürmt werden sollen. Die Truppen liegen zu- 
sammengedrängt; sie müssen jeden Augenblick bereit sein, den mächtigen 
Artilleriepark vor einem Ausfall des Feindes, die Batterien und Erdarbeiten 
vor nächtlichem überfall zu schützen. Die Vorposten beobachten die Stellung 
des Feindes. Rekognoszierungspatrouillen machen kleine Angriffe, um die 
Stärke und Achtsamkeit der Besatzung zu prüfen, lange Kolonnen von Arbeitern 
verrichten unter dem Schutze von Bedeckungstruppen ihr mühseliges Werk. 
Der Feind läßt Raketen und Leuchtkugeln steigen, um zu sehen, wo sich bei 
Nacht die Maulwürfe eingraben, und um seine Kugeln auf die thätigen Arbeiter 
richten zu können.
	        
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