Die Verluste auf beiden Seiten. 313
„Ich habe alles verloren“", soll Benedek an seinem Unglückstage gesagt
haben, „nur mein Leben nicht!“ Und auf dem Rückzuge nach seiner Ankunft
in Hohenmauth äußerte der österreichische Generalissimus zu den ihm begeg-
nenden Kriegskorrespondenten: „Nun könnt ihr alles sagen und schreiben.
Solch ein Unglück kann man nicht bemänteln.“ Als diese auf mancherlei Ur-
sachen hinwiesen, welche das Mißlingen herbeigeführt, antwortete er: „Ein
gentiler Feldherr nimmt alle Schuld auf sich. Ich trage alle Verantwortung!“
Als der König gefragt wurde, nach welchem der nächsten Orte die Schlacht
benannt werden sollte, nannte er „Königgrätz“., Da vernahm man aus dem
Kreise der Offiziere die Worte: „Dem König gerät's!“ — Im Auslande
wird die Schlacht zumeist nach dem Dorfe Sadowa benannt.
Die Schlacht vom 3. Juli 1866 war eine der größten und entschei-
dendsten, die je geschlagen worden. Eine halbe Million Krieger hatten gegen-
einander gekämpft, der Donner von 1500 Geschützen hatte den Erdboden er-
zittern gemacht.
Der Verlust der Preußen betrug 359 Offiziere und 8794 Mann, da-
runter 1840 Tote. Unter den Gefallenen befand sich, von vier Kugeln ge-
troffen, Prinz Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, der als Leut-
nant beim 1. Garderegiment stand. Er starb nach mehrwöchentlichen schweren
Leiden. — Die Verluste der Osterreicher ließen sich erst in den nächsten
Tagen übersehen. Sie verloren 44 200 Mann, darunter 4860 Tote und
19 000 Gefangene, weiterhin 174 Kanonen, jedoch nur 11 Fahnen. Die
treuen Wächter derselben hatten die ihnen anvertrauten kaiserlichen Paniere
lieber vernichtet, als sie in Feindeshand fallen lassen. Da lag ein Sterbender
im Sumpfe, der jeden Beistand zurückwies, und als man ihn dennoch heraus-
zog, fand man unter ihm die Fahne, die er mit seinem Leibe gedeckt hatte!
Wir dürfen es nicht mit Stillschweigen übergehen, daß im Laufe des
blutigen Tages auf beiden Seiten alles geschehen war, was Arzte und
Krankenträger hatten leisten können; nach der Entscheidung aber hatten die
Osterreicher mit der Walstatt auch die Pflege ihrer Verwundeten dem Sieger
überlassen. Denn der Kaiserstaat war dem unlängst zu Genf geschlossenen
internationalen Vertrage, der die Krankenpflege im Kriege mit all ihren An-
stalten und Dienern für neutral erklärte, nicht beigetreten; es waren daher,
obgleich Preußen diesen Vertrag dennoch auch gegen Osterreich zu halten er-
klärt hatte, weder Arzte noch Sanitätstruppen nach der Schlacht bei ihren
Verwundeten zurückgeblieben. Um so höher ist das Verdienst der preußischen
Feldärzte zu würdigen, die mit fast übermenschlicher Anstrengung für Freund
und Feind in gleichem Maße getreulich sorgten; die Behandlung, welche die
Verwundeten und Gefangenen gefunden haben, ist von diesen selbst dankbar
anerkannt worden.
Am Morgen des andern Tages schon gelangte die Botschaft von dem
herrlichen Siege nach Berlin, und bald donnerten die Kanonen „Viktoria!“
Der Augenblick, in welchem das Telegramm des Königs von der Rampe des
Palais in Gegenwart der Königin, die am offenen Fenster stand, dem zusammen-