314 Die Entscheidungsschlacht bei Königgrätz.
strömenden Volke verlesen wurde, läßt sich schwer schildern; Menschen, die sich
nie gekannt, fielen einander weinend in die Arme. Und nie geahnte Folgen
schlossen sich an den unerwarteten Sieg, ja auch die auf baldige Beendigung
des Krieges gerichteten Hoffnungen sollten in Erfüllung gehen.
Schon am 4. Juli nachmittags, als der König über das Schlachtfeld
von Königgrätz fuhr, begegnete ihm der kaiserliche Feldmarschallleutnant
von Gablenz, welcher als Parlamentär entsandt worden war, um einen
Waffenstillstand zu vermitteln. Da er nach Kriegsgebrauch als Parlamentär
mit verbundenen Augen fuhr, so hielt ihn der König für einen verwundeten
Offizier, ließ seinen Wagen halten, stieg aus und trat an den andern Wagen.
Der General war nicht wenig erstaunt, als die Binde fiel und er sich nun
plötzlich dem König gegenüber sah, welcher ihn von manchem Manöover her,
dem Gablenz in Preußen beigewohnt, besonders aber seit dem Feldzuge gegen
Dänemark, wohl kannte und leiden mochte. Aber sein Gesuch wurde abgewiesen.
Gleiches Schicksal traf einen am 8. Juli durch denselben General erneuerten
Antrag auf Waffenstillstand. Im Hauptquartier des Königs war man darüber
einig, daß nunmehr die Auseinandersetzung mit Osterreich vollständig und
gründlich erfolgen solle. Und so wurde denn unmittelbar nach der Schlacht
von Königgrätz der Marsch auf Wien angetreten.
Sehen wir zunächst zu, was sich seit der Schlacht von Langensalza und
über den 3. Juli hinaus auf dem westlichen Kriegsschauplatz ereignete.