Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

Erzherzog Albrecht. 347 
Benehmen eines sächsischen Infanteristen, Partei mit Namen, nicht unerwähnt 
lassen. Beim Ausmarsch seiner Truppe nach Böhmen mußte derselbe wegen 
schwerer Erkrankung an einem Genickkrampf in einem Grenzort zurückgelassen 
werden. Aber kaum genesen, machte er sich auf den Weg, seine Kompanie 
wieder aufzusuchen, und es gelang ihm, mit Sack und Pack mitten durch das 
von den feindlichen Preußen überschwemmte Böhmen sich bis nach Wien durch- 
zuschlagen, wo er mit Waffen und vollem Rüstzeug wieder zum Dienst antrat. 
Er meldete sich als „gesund“ bei seinem Hauptmann und begegnete dessen 
verwunderter Anfrage mit den Worten: „Ja wohl, Herr Hauptmann, ich bin 
Partei; zwar krank gewesen, aber nun bin ich wieder gesund und gottlob bei 
meiner Kompanie eingetroffen.“ Der Hauptmann traut seinen Augen kaum; 
aber es ist wirklich sein totgeglaubter Mann, welcher vor ihm steht und solche 
Anhänglichkeit an seine Fahne bewiesen hat. 
Erzherzog Albrecht, Gberbefehlshaber der österreichischen Streitkräste. Nach 
der Abtretung von Venetien an den Kaiser Napoleon III. war die ganze 
österreichische Südarmee gegen die preußischen Streitkräfte verfügbar geworden. 
Zwei Korps derselben wurden alsbald auf der Eisenbahn über die Alpen 
nach Wien befördert, und Erzherzog Albrecht, der Sieger in Italien, erhielt 
das Oberkommando über die gesamten kaiserlichen Streitkräfte, das er am 
12. Juli übernahm. Er befahl sogleich, daß die Truppen der Nordarmee, 
welche noch bei Olmütz standen, in die Stellung bei Wien rücken sollten, deren 
sehr starke, aber zu ausgedehnte Verschanzungen mit dem schwersten Geschütz 
ausgerüstet worden waren. « 
Am 14. Juli setzte sich Benedek in Marsch. Um sein Vorwärtskommen 
zu erschweren, wurde behufs Zerstörung der Eisenbahn vom I. preußischen 
Armeekorps eine Brigade durch General von Bonin selbst vorgeführt und 
die Kavalleriedivison Hartmann von der II. Armee entsendet. Bei Tobit- 
schau, in der Nähe von Olmütz, kam es dabei am 15. Juli zu einem blutigen 
Gefecht mit der österreichischen Brigade Rothkirch. Von den Kürassieren der 
Division Hartmann ging eine Eskadron des 5. Regiments gegen eine Batterie 
von 20 Geschützen vor, jagte, die gegen sie Granaten und Kartätschen speienden 
Feuerschlünde nicht achtend, zwischen sie hinein und eroberte 18 Kanonen 
samt der ganzen Bespannung, wobei zwei österreichische Offiziere und 170 Mann 
gefangen wurden. Die Brigade Rothkirch sah sich zum Rückzuge genötigt. 
General von Hartmann selbst ging nun mit 8 Eskadrons noch weiter 
vor, um sichtbar werdende feindliche große Truppenmassen zu rekognoszieren. 
Es war das I. österreichische Korps; sein Befehlshaber hatte eben alle Stabs- 
offiziere um sich versammelt, um Befehle zu erteilen, als sich der führer- 
losen Truppen beim plötzlichen Erscheinen der preußischen Kavallerie ein 
panischer Schrecken bemächtigte. General von Hartmann wußte dapon freilich 
nichts, er zog sich wieder zurück, nachdem er seinen Zweck erreicht hatte. 
Während des Rückmarsches wurde ein Landwehrhusarenregiment, das seinen 
Abzug deckte, von österreichischer Kavallerie mit großer Ubermacht angegriffen. 
Der Führer, Oberst von Glasenapp, erhielt dabei fünf Hiebe über den 
Kopf und drei in die Arme, so daß er schwerverwundet in Gefangenschaft
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.