348 Friedensschluß.
geriet, während sein Regiment der Übermacht weichen mußte. In Prerau,
wohin man ihn gebracht hatte, suchte Benedek den Tapfern selbst auf, küßte
ihn kameradschaftlich und gab ihm seine volle Anerkennung wegen des be-
wiesenen Heldenmutes zu erkennen. Auch der Oberst von Marburg, Komman-=
dant des Regiments Haller Husaren, erschien mit seinem ganzen Offizierkorps,
um dem Wackern seine Hochachtung zu bezeigen.
Das Geecht von Tobitschau hatte den Preußen die wichtigen Linien der
Olmütz-Wiener Eisenbahn eröffnet. Am 16. Juli besetzte die Vorhut der
I. Armee Lundenburg, wo die Bahn von Olmütz in die von Brünn nach
Wien mündet.
Vor Preßburg. Benedek sah sich nun gezwungen, auf das linke Ufer der
March auszuweichen und durch die Kleinen Karpathen seinen Rückzug zu
nehmen, um über Preßburg nach Wien zu kommen. Prinz Friedrich Karl
dagegen verstärkte am 21. die jenseit der March stehenden Truppen, welche
die ungarische Hauptstadt bedrohen und Benedek von Wien abschneiden sollten.
So kam es in der Nähe von Preßburg am 22. Juli zu einem heftigen Ge-
fecht, welches in seinem entscheidenden Augenblick durch Verkündigung der in-
zwischen abgeschlossenen Waffenruhe, die vom Mittag jenes Tages beginnen
sollte, unterbrochen wurde. Bis zur letzten Sekunde führte General von Fransecky
das Gefecht mit Ungestüm fort, nachdem erdie Brigade Bose, welche wenige Wochen
zuvor das erste Gefecht bei Podol bestanden hatte, zu einer Umgehung über
unwegsame Höhenzüge der Karpathen in den Rücken des Feindes geschickt hatte.
Bereits seit dem 18. befand sich das königliche Hauptquartier in Nikols-
burg, zwölf Meilen vor Wien. Hier im Schlosse des Grafen von Mensdorff-
Pouilly, in den Gemächern, welche einst Napoleon vor der entscheidenden
Schlacht bei Austerlitz bewohnt hatte, fanden nun hochwichtige Verhandlungenstatt.
Die grosie Parade vor Wien. Der beschleunigte Friedensschluß ließ den
sehnlichsten Wunsch so manches preußischen Soldatenherzens unerfüllt. Die
preußische Armee, wiewohl sie wenige Stunden vor Wien stand, sollte die
Straßen der Kaiserstadt nicht betreten dürfen. Als Entschädigung für den
erwarteten Einzug ließ der König vor den Augen eines Teiles der Bewohner
der Kaiserstadt am 31. Juli das glänzende Schauspiel einer auf dem March-
felde abgehaltenen Heerschau vor sich gehen. Nachdem die Truppen, teilweise
nach längeren Märschen, bereits seit dem frühen Morgen auf dem Parade-
felde Aufstellung genommen hatte, sprengte punkt 9 Uhr Prinz Friedrich Karl,
von Ebenthal herkommend, die Front der in drei Treffen auf dem Marchfelde
bei Gänserndorf aufmarschierten Regimenter entlang. „Guten Morgen, Leute!“
— „Guten Morgen, königliche Hoheit!“ schallte es von Bataillon zu Bataillon,
von Eskadron zu Eskadron, von Batterie zu Batterie, zuerst des III., weiter-
hin des IV. Armeekorps, dann des in der Morgensonne schimmernden Kavallerie-
korps der I. Armee. Arf einmal heißt es: „Rührt euch!“ und hier und da
sieht man die Truppen neben ihren zusammengesetzten Gewehren sich lagern.
Da gab es nun ein Grüßen unter Kameraden, die sich seit dem Tage von
Sadowa nicht gesehen; hier ein Verwundeter, der wieder herbeigekommen ist,
da ein Freund, der erkannt worden in der Stunde der heißesten Not und welchen