Niederlage bei Bau. 31
Vorparlament in Frankfurt a. M. und bat um Aufnahme in den Deutschen Bund
sowie um Hilfe. Gleichzeitig bestrebten sich die Patrioten, welche einstweilen
die Regierung führten, die Kräfte des Landes zu dem bevorstehenden Kampfe
zu sammeln, und die in Eile zusammengetretenen Abgeordneten des Landes
stellten ein neues Staatsgrundgesetz auf. Es erregte allgemeine Befriedigung,
daß König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, an den die provisorische Re—
gierung sich ebenfalls gewandt hatte, in einem Schreiben mit großer Wärme
sich für das Recht der Herzogtümer erklärte und ihnen Beistand zusagte; das
Vorparlament in Frankfurt sprach sich selbstverständlich für die Aufnahme der
Nordmarken in den Deutschen Bund aus.
Niederlage bei Bau. Die Herzogtümer rüsteten nun mit Macht gegen
den alten Widersacher. Ein Handstreich gegen die Bundesfestung Rendsburg,
unter Führung des Prinzen Friedrich von Sonderburg-Augustenburg Ende
März unternommen, gelang; dagegen brachten die Dänen der noch nicht ge-
nügend organisierten Armee der beiden Provinzen eine entschiedene Niederlage
bei. Sie fielen am 9. April 1848, 15 000 Mann stark, über 7000 Mann
schleswig-holsteinischer Truppen her und zersprengten dieselben bei Bau. Viele
brave Söhne Nordalbingiens gaben hier ihr Leben hin für die Sache ihres
Vaterlandes.
Diese Trauerkunde brachte ganz Deutschland in Erregung. Der Waffen-
ruf erscholl und fand überall ein begeistertes Echo. „Sie sollen ihn nicht haben,
den freien deutschen Rhein“, hatte man vor Jahren schon mit Begeisterung
gesungen, als Deutschlands schöner Gtenzstrom vom französischen Nachbar be-
droht schien. Die Gefahr war damals vorübergegangen. Jetzt aber sollte es
Ernst werden; nach langen Friedensjahren sollten zur Abwehr gewaltthätiger
Übergriffe die deutschen Waffen wieder gegen einen auswärtigen Feind ge—
führt werden. Allerdings konnte es scheinen, als sei das kleine Dänemark dem
großen Deutschland gegenüber eigentlich kein ebenbürtiger Gegner. Aber so
groß, wie es heute sein würde, war das Mißverhältnis der beiderseitigen
Streitkräfte damals doch bei weitem nicht. In welcher Beschaffenheit befanden
sich damals die deutschen Heere, und in welcher Stärke konnten sie gegen den
Feind geführt werden? In Deutschland hatte der lange Frieden nicht vorteil-
haft auf das Kriegswesen gewirkt. Eine Zeitlang schien es selbst, als solle der
echt militärische Geist, den die Befreiungskriege geweckt hatten, unter dem zu-
nehmenden Gamaschendienste, dem äußerlichen Paradedrill und den schablonen-
artigen Ubungen wieder erstickt werden. Aber diese maschinenmäßige Dressur
widerstrebte dem im preußischen Volke fortlebenden gesunden und mannhaften
Geiste, und man gelangte bald wieder allgemein zur Erkenntnis, daß die
Waffen und die besten Kriegsmittel es allein nicht thun, sondern daß der
Mann, welcher sie gebrauchen soll, die Hauptsache ist. „Ein bewaffneter Mensch
ist noch lange kein Soldat“, sagte schon Napoleon. Nach und nach sahen das,
wie die preußischen, so auch andre deutsche Kriegsbehörden ein, wie z. B. die
in Sachsen und Hannover, und sie ließen sich eine zweckmäßigere Ausbildung
des einzelnen Mannes zum Kriege angelegen sein.