Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

70 Preußen gegen die Umsturzbewegung. 
von den Höhen vertriebenen Aufständischen gezwungen, sich in der Ebene zu 
halten; sein rechter Flügel, welcher etwas zurückgehalten war, bedrängte die- 
selben nun gleichfalls. Unterdessen war das I. Korps auf der großen Straße 
nach Rastatt vorgedrungen, während das Korps des Generals von der Gröben 
die Fühlung mit jenem und die Verbindung mit dem Rheine festhielt. Infolge 
dieses geschlossenen Vorwärtsgehens der gemeinschaftlich zusammenwirkenden 
Heersäulen sahen sich die bald von den Höhen verjagten und immer mehr 
eingeengten Aufständischen dem Feuer des Zentrums und des rechten Flügels 
des Peuckerschen Korps zugetrieben. Der Prinz von Preußen hatte sich nicht 
geirrt, als er annahm, daß die Streitmacht der Badischen auf diese Weise 
schließlich in seine Hände geraten müsse, zumal auch der rechte Flügel der Ge- 
samtarmee — das Korps des Generals von der Gröben — die Aufständischen 
unausgesetzt in Atem hielt und sie vom Rhein her nach der Murg zu 
drängte. 
Schon am frühen Morgen des 29. hatten sich die Kolonnen des Korps, 
das der Prinz selbst führte, in Marsch gesetzt und waren bei Ettlingenweier 
mit dem Feinde handgemein geworden, gerade zu derselben Zeit, als General 
von Peucker auf der Höhe dieses Ortes sich befand. Das Gefecht begann hier 
um neun Uhr, doch verlängerte sich der Kampf, da die nach der Murglinie zurück- 
weichenden Freischaren mehrfach ernsten Widerstand leisteten; namentlich fand 
ein solcher zwischen Neumalsch und Muggensturm statt, wo die Freischärler 
Verschanzungen aufgeworfen hatten, die sie mit schwerem, aus Rastatt herbei- 
geschafftem Belagerungsgeschütz verteidigten. So entschlossen wie hier die 
Gegenwehr war, so kräftig erfolgte jedoch auch der Angriff. Die Schanzen 
wurden im Sturmlauf genommen und die Aufständischen über den Fluß ge- 
trieben. Inzwischen war auch General von Peucker im Gebirge bis zur Murg 
gelangt, hatte die Aufständischen gezwungen, den Fluß zu überschreiten, und 
sie bis nach Gernsbach zurückgedrängt. Hier versuchten die Aufständischen 
stand zuhalten, jedoch gelang ihnen dies nur kurze Zeit. General von Peucker 
vertrieb sie auch hier, und nachdem es ihm weiterhin gelungen war, den wich- 
tigsten Paß im Murgthal in der Richtung auf Rastatt zu gewinnen, war den 
Badischen die Rückzugslinie auf Bühl verlegt. 
Die Erfolge des linken Flügels und der mittleren Heersäule waren 
durch das Vorgehen des den rechten Flügel der vereinigten Armeen bildenden 
Korps des Generals von der Gröben unterstützt worden. Auf dieser Seite 
konnte der Widerstand der hier von gebirgigem Gelände weniger begünstigten 
badischen Truppen sich nicht in dem Grade verlängern, wie auf dem andern 
Flügel. Der General folgte den weichenden Aufständischen Schritt vor Schritt 
und gelangte noch am Abend nach Rauenthal, dreiviertel Stunden unter- 
halb Rastatt. 
Wiewohl arg bedrängt, gaben doch die Führer des Volksheeres den Tag 
noch nicht verloren; sie verteidigten vielmehr noch mehrere feste Punkte im 
Murgthal, vornehmlich die Schanzen bei Kuppenheim, mit Entschlossenheit 
und nicht ohne Erfolg. Siegesgewiß griffen die Preußen die feste Stellung bei 
Kuppenheim an. Als aber preußische Plänkler den anfänglich Zurückweichenden
	        
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